Die Osterfeiertage haben mich reingerissen. Die Zugriffszahlen waren so schlecht, dass ich nun das erste Mal in der Geschichte des Statistiker-Blogs mehrere Tage hintereinander weniger Zugriffe habe als im vergleichbaren Vormonatszeitraum. Denn natürlich gibt es auch eine Statistiker-Blog-Statistik, die glücklicherweise immer noch mehr als 1.000 Besuche im Monat zeigt.
Was hilft, um die Besucherzahlen wieder in Plus zu bringen? Ich könnte etwas zu dem Schlagwort schreiben, das die meisten Statistiker-Blog-Besucher in ihre Suchmaschine eingeben haben: Nettoäquivalenzeinkommen. Aber da habe ich schon so viel veröffentlicht, dass ich keine Lust dazu haben. Die zweite Möglichkeit ist das zu tun, was auch Zeitungsredakteure in dieser Lage tun würden: Mehr Sex and Crime.
Dankenswerter Weise hat Die Zeit in ihrer aktuellen Ausgabe eine Übersicht über die Zahl der Morde in deutschen Großstädten veröffentlicht. Damit es jetzt nicht heißt, Die Zeit recherchiert und dann komme ich, veröffentliche die Statistik und alle lesen nur noch den Statistiker-Blog statt Die Zeit, erlaube ich mir den Hinweis, dass noch mehr in der aktuellen Ausgabe steht und verlinke netterweise sogar auf zeitabo.de.
Die meisten Morde passieren demnach – wen wundert’s – in Berlin, im Jahr 2009 immerhin 61 Stück. Auch wenn man bedenkt, dass dort rund 3,5 Millionen Menschen wohnen, eine ordentliche Zahl. Etwa 1,8 je 100.000 Einwohner. Das sind mehr als in Deutschlands vermeintlicher Kriminalitätshochburg Frankfurt. Dort kommen auf rund 670.000 Einwohner neun Morde, also nur 1,3 je 100.000 Menschen. In Hamburg gibt es mit 18 zwar doppelt so viele Morde, bei fast 1,8 Millionen Hanseaten sind das aber nur 1,0 Morde je 100.000 Hamburger.
Am unsichersten lebt man allerdings nicht in einer der Millionenstädte, sondern in Halle und Magdeburg, den beiden größten Städten in Sachsen-Anhalt. Dort wurden 2009 jeweils acht Menschen ermordert. Bei rund 232.000 (Halle) beziehungsweise 230.000 Einwohnern sind das 3,4 beziehungsweise 3,5 Morde je 100.000 Menschen. Das ist mit Abstand Rekord. Berlin wird übrigens in Punkto Mord auch von Reutlingen übertroffen, das ausgerechnet im Musterländle Baden-Württemberg liegt. Bei nur 112.000 Einwohnern passierten dort drei Morde, also 2,7 je 100.000 Reutlingern.
Es gibt allerdings auch 16 Großstädte, in denen 2009 kein einziger Mord passiert ist. Die liegen keineswegs alle in Bayern oder Baden-Württemberg, sie verteilen sich von Potsdam im Osten bis Krefeld im Westen und von Salzgitter im Norden bis Augsburg im Süden. Allerdings sind von acht bayerischen Großstädten tatsächlich vier mordfrei. Eine genauso gute Quote hat nur Brandenburg. Dort gibt es allerdings nur zwei Großstädte. Neben Potsdam noch Cottbus, mit einem Mord bei rund 102.000 Einwohnern.
Unter den großen Großstädten mit mindestens einer halben Million Einwohnern ist allerdings nur eine im Jahr 2009 ganz ohne Mord geblieben: Nürnberg mit rund 504.000 Einwohnern. Im ähnlich großen Hannover gab es fünf Morde, in Leipzig vier, in Duisburg drei und im ebenfalls rund 500.000 Einwohner zählenden Dresden immerhin noch zwei. Wer deswegen nach Nürnberg zieht muss allerdings aufpassen, wenn er in die U-Bahn steigt. Zumindest in die der Linie U1. Die fährt nämlich bis in die Nachbarstadt Fürth. Dort gab es bei nur 114.000 Einwohnern immerhin zwei Morde, im ebenfalls direkt an Nürnberg grenzenden Erlangen bei 106.000 Einwohnern auch zwei.
Und damit sich jetzt keiner beschwert, ich hätte Sex and Crime versprochen und nur Crime geliefert, hier noch ein paar Zahlen zum Sex: 29 Prozent der Deutschen wünschen sich nach einer Befragung der Zeitschrift FHM ein Sexualleben wie im Pornofilm, 53 Prozent tun das nicht.
[…] hoch seine Wahrscheinlichkeit ist zu sterben. Wer in einer Stadt mit 100.000 Einwohnern und zwei Morden pro Jahr lebt, der darf sich sicherer fühlen als jemand in einem Weiler mit zehn Einwohnern, von […]
Hi Tilman, bist ein witziger Typ! 😉 Gefällt mir.
Das mit der Mordstatistik für Berlin ist dann etwas weniger witzig, lebe in dieser eigentlich so schönen Stadt.
Grüße aus Berlin!
[…] ähnliches Phänomen ist auch mit dafür verantwortlich, dass Frankfurt am Main als Kriminalitätshochburg gilt. Denn in der Stadt halten sich tagsüber weitaus mehr Menschen auf als sie Einwohner hat. Zu […]
[…] Befragung einer Nürnberger Lokalzeitung zum Thema "Innere Sicherheit". Obwohl es dort vor allem um Mord und Totschlag gehen sollte, fiel einem älteren Mann dazu als erstes das Thema Fahrradfahrer ein, die ihre […]
hallo kam ich auf Ihre Website, und ich las einige gute Artikel
[…] Mieten, wo die Bayern den Berlinern sogar weit voraus sind, sondern um Internet Start-Ups. Auch der Nürnberger Oberbürgermeister gab neulich kund, seine Stadt brauche sich bei IT-Gründungen nicht hinter […]
[…] und heute-journal haben übrigens fast die gleichen Themen, einziger Unterschied ist etwas mehr Sex and Crime beim ZDF und etwas mehr Sport bei der ARD. Auch Tagesschau und Tagesthemen sind ähnlich, daher […]
Hallo Max,
das stimmt natürlich. Allerdings ist die Zahl der Morde in einem Jahr so gering, dass das im nächsten schon wieder ganz anders aussehen kann. Die Zahl der Morde pro 100.000 Einwohner in einem Jahr ist also erst mal vor allem interessant, aber sagt alleine noch wenig darüber aus, wie gefährlich eine Stadt ist, vor allem wenn sich wie in Reutlingen um drei Morde handelt. Vielleicht gab es 2010 gar keinen.
Warum steht das unter unnützes Wissen? Sagt das nicht auch viel über eine Stadt aus, wenn da so viel gemordert wird?
Nürnberg hat ja auch keinen Tatort. Vielleicht liegt es daran.