Deutschland wird älter. Das hat der Statistiker-Blog erst vor kurzem „enthüllt„. Problematisch ist das vor allem für die Sozialversicherung, allen voran die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung. Zum 31.12.2010 zahlte die Deutsch Rentenversicherung 25,0 Millionen Renten aus. Gleichzeitig gab es 52,2 Versicherte, die selbst keine Rente beziehen.
Guter Rat ist da teuer. Mehr Staatszuschüsse werden gefordert oder die Einbeziehung von Selbständigen und Beamten. Doch die Verbreiterung der Beitragsbasis würde überwiegend kurz- bis mittelfristig die Kassen entlasten. Denn die neuen Mitglieder wollen irgendwann ja auch wieder Geld bekommen.
Am Ende läuft alles auf drei Möglichkeiten raus: Höhere Beiträge, niedrigere Renten oder eine längere Lebensarbeitszeit. Prinzipiell wissen die Deutschen das. Doch wenn es konkret wird, finden sie alles äußerst ungerecht.
Im Auftrag des Roman Herzog Instituts fragte YouGov Psyconomics rund 1.000 Deutsche nach ihrer Meinung zu den drei Alternativen. Am besten kam noch eine geringere Rentensteigerung weg. „Nur“ 62 Prozent der Deutschen wären dagegen. Die längere Lebensarbeitszeit bezeichnen dagegen sogar 68 Prozent als ungerecht. Die dritte Möglichkeit, nämlich höhere Beiträge, kommt am schlechtesten weg. 71 Prozent fänden das nicht gerecht. Immerhin 40 Prozent fanden sogar alle drei Möglichkeiten ungerecht.
Das höhere Renteneintrittsalter hat zwar nicht die meisten, aber die entschiedensten Gegner, womöglich aufgrund der öffentlichen Diskussion um die Rente mit 67. Die Meinungsforscher haben die verschiedenen Optionen auch nach Schulnoten bewerten lassen. Mit 4,3 schneidet die längere Lebensarbeitszeit dabei am schlechtesten ab. Die höheren Beiträge bekommen eine 4,1 und auch die geringere Rentensteigerung bekommt nur eine 4,0.
Interessant wird es aber nach Altersgruppen. Vereinfacht gesagt ist das Motto: Mir gefällt das am besten, was mich am wenigsten betrifft und von dem was mich betrifft das, was am weitesten in der Zukunft liegt.
Rentner finden als einzige eine geringere Rentensteigerung besonders ungerecht. Sie geben ihr eine 4,1. Sie fänden die beiden Maßnahmen besser, die sie selbst nicht mehr betreffen: höhere Beiträge (3,) oder längere Lebensarbeitszeit (4,0).
Anders sieht es bei den vor 1980 Geborenen aus, die noch keine Rente beziehen. Sie sind von allen drei Optionen betroffen, allerdings nicht unbedingt voll. Höhere Beiträge treffen sie nur zum Teil, abhängig davon, wie lange sie noch arbeiten müssen. Ob sie von längeren Lebensarbeitszeiten betroffen sind, hängt von den entsprechenden Übergangsregeln ab. Die meisten dürften dabei die Beschlüsse zur Rente mit 67 im Kopf haben, nach der nach 1964 Geborene voll von den Änderungen betroffen sind. Kein Wunder, dass in dieser Altersgruppe die längere Lebensarbeitszeit mit 4,5 die schlechtesten Noten bekommt. Auch niedrigere Rentensteigerungen sind mit 4,1 noch unbeliebter als höhere Beiträge (4,0).
Ganz anders sieht es bei den Jüngsten aus. Sie sind von allen drei Optionen fast voll betroffen. Entsprechend bekommen höhere Beiträge bei ihnen mit 4,3 die schlechteste Note. Lieber wollen sie länger arbeiten (4,1). Als einzige Altersgruppe geben sie aber einer Option ein „befriedigend“. Mit geringeren Rentensteigerungen können sie sich vergleichweise gut anfreunden (3,3).