Es ist schon beachtlich, wie leidenschaftlich aktuell über ein Amt diskutiert wird, mit dem eigentlich keine echte Entscheidungsgewalt verbunden ist. Besonders originell fand ich einen Leserbrief in der ZEIT. Ein Herr aus Worms fragte dort, ob sich ein Bundespräsident denn so über die Unterpriviligierten äußern dürfe, wie das Gauck getan habe. Ja, darf er laut Artikel 5 des Grundgesetzes.

Überhaupt, so schreibt der Wormser, sei ja ein Bürgerrechtler jemand wie Martin Luther King, aber doch kein Pastor, der gegen die SED agiert habe. Dann verstieg er sich noch zu dem geistreichen Wortspiel „Gauckler“. Ein anderer Leser soll sogar sein Abo gekündigt haben, weil ein Bild Gaucks auf dem Titel war.

Da drängt sich das Thema natürlich auch für den Statistiker-Blog auf. Wer auf der Statistik-Sammlung statista „Gauck“ eingibt, bekommt gleich 16 Statistiken angezeigt, davon sechs aus dem vergangenen Monat, nämlich:

  • Meinung zur Auswahl von Joachim Gauck als künftigen Bundespräsidenten
  • Wie finden Sie, dass Joachim Gauck Bundespräsident wird?
  • Zustimmung zur Auswahl von Joachmin Gauck als künftigen Bundespräsidenten nach Parteien
  • Wird die Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP bis zur nächsten Bundestagswahl im Herbst 2013 bestehen bleiben?
  • Meinung zum Vorgehen bei der Kandidatenfindung für die Wulff-Nachfolge
  • Wer wäre Ihrer Meinung nach ein/e gute/r Kandidat/in für die Nachfolge von Christian Wulff als Bundespräsident/in?

Die letzte Frage wurde bereits vor der Entscheidung der Koalition gestellt, Joachim Gauck zu nominieren. Gauck lag damals übrigens 43 Prozent vor Norbert Lammert (34 Prozent), Thomas de Maizière (25 Prozent) und Klaus Töpfer (25 Prozent) sowie Ursula von der Leyen (23 Prozent) und Wolfgang Schäuble (21 Prozent). Diese Umfrage kommt übrigens von der ARD (ARD-Deutschland Trend), die übrigen vom ZDF Politbarometer.

Auf die Frage nach der Eignung Gaucks und nach der persönlichen Einstellung zu Gauck als Bundespräsident bekommt man ähnliche Werte. 75 Prozent halten Gauck nach für geeignet, 14 nicht. 69 Prozent finden es gut, dass er Bundespräsident wird, 16 Prozent nicht.

Die Zustimmung schwankt allerdings stark nach Parteipräferenz. Auffällig ist vor allem zweierlei. Das eine ist: die FDP ist verschwunden. Stattdessen gibt es die Piraten.

Finden Sie es gut, dass Joachim Gauck Bundespräsident wird? Ja-Antworten in Prozent. Quelle: ZDF Politbarometer

Ebenfalls auffällig ist die Linkspartei. Unter deren Anhängern kann sich nicht einmal ein Drittel mit dem Pastor abfinden, der seinerzeit gegen die glorreiche SED agierte. Bei den vier anderen Parteien sind es dagegen 66 (Piraten) bis 87 Prozent (Grüne).

75 Prozent glauben übrigens trotz Gauck, dass die Koalition bis zum Ende der Legislaturperiode überlebt. Allerdings sind 44 Prozent mit der Kandidatenfindung unzufrieden, nur 41 Prozent zufrieden.

Wer Gauck eingeben will, bekommt übrigens zuächst Gauloises vorgeschlagen, die französische Zigarettenmarke. So erfährt man, dass die roten Gauloises im Jahr 2009 einen Marktanteil von 3,25 Prozent hatten, die blauen von 1,93. Marktführer bleibt Marlboro mit 11,92 Prozent, allerdings mit deutlich sinkender Tendenz.