Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind Schlagworte, die fast jeden Tag in der Zeitung stehen. Das Statistische Bundesamt hat aber nun ein ganz anderes Thema mit aufgenommen: Überbeschäftigung. Als Überbeschäftigt gelten Menschen, die gerne weniger arbeiten würden.
Unterbeschäftigt ist jeder, der mindestens eine Stunde mehr arbeiten möchte und Arbeit hat. Erwerbslose zählen also nicht als unterbeschäftigt (sondern als erwerbslos). Die Begrifflichkeit unterscheidet sich also von derjenigen der Bundesagentur für Arbeit, wo Unterbeschäftigung einer Art erweiterte Arbeitslosigkeit ist (vereinfacht Arbeitslose + Stille Reserve in Maßnahmen + Altersteilzeit).
Dass es in Deutschland nicht einmal eine Million Überbeschäftigte gibt, hat einen klaren Grund: Überbeschäftigt ist nur, wer auch entsprechend auf Gehalt verzichten würde. So gesehen ist die Zahl sogar relativ hoch. Denn theoretisch sollte jeder, der weniger arbeiten will, dann einfach Teilzeit arbeiten können.
Die meisten Überbeschäftigten arbeiten erwartungsgemäß Vollzeit. Allerdings gibt es bei Frauen auch einen vergleichsweise hohen Anteil von überbeschäftigten Teilzeitkräften. Möglicherweise weil sie im Haushalt vor allem für die Kinderbetreuung zuständig sind und daher gerne weniger arbeiten würden, dass Unternehmen aber keine attraktiven Stellen für geringe Wochenstunden anbietet.
Außerdem gibt es mehr überbeschäftigte Männer als Frauen. Das hört sich logisch an, schließlich wird von einem Mann einfach erwartet, dass er Vollzeit arbeitet, selbst wenn er gerne weniger arbeiten möchte. Allerdings gibt es auch besonders viele Männer, die trotz Vollzeitjob unterbeschäftigt sind, die also gerne mehr als Vollzeit arbeiten würden.
In jedem Fall hat das Statistische Bundesamt hier ein Thema aufgegriffen, dass womöglich in den kommenden Jahren noch mehr hören werden. Flexiblere Arbeitszeiten sind auch im Sinne eines funktionierenden Sozialstaats. Denn wenn wir immer länger arbeiten, können wir nicht länger arbeiten.
bei dem Punkt Überbeschäftigung und einen und Unterbeschäftigung der anderen wäre Weiterqualifizierung ein wichtiger Faktor, um Arbeit besser zu verteilen. Die Diskussion hat man ja gerade bei fehlenden Erziehern, dass man gleichzeitig viele Frauen hat, die falsch oder unterqualifiziert sind. Das Bildungssystem muss hier viel flexibler werden.
Überbeschäftigung kommt sicher v.a. auch in der Industrie vor, während man in anderen Segmenten die Situation hat, dass man dort statt Burnout ein Boreout bekommt, also chronische Langeweile, weil nichts zu tun ist.
sowohl für die Burnoutler als auch Boreoutler bräuchte man eine Reduzierung der Arbeitszeiten. Da wiederum wäre ein flexibleres Weiterbildungssystem nötig.
Ich kann mir Vollzeit nicht mehr vorstellen, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, wie ich da 9 Std. meine Zeit sinnvoll füllen soll. Momentan ist zwar etwas mehr zu tun, es gab aber durchaus Zeiten, wo man zwar 9 Std. da herumsitzen kann, aber nur für 5 Std. oder 6. genug Arbeit zu tun ist. Abgesehen davon, dass das gesundheitlich schädlich ist, ist es doch auch sinnlos da so lange herumzusitzen.
ich finde diese Fixierung auf Vollzeit und diesen Arbeitsfetischismus in vielen Bereichen total kontraproduktiv. Eine Arbeitszeit von 30 bis 35 Std. würde ausreichen und zusätzlich evtl. Teilzeitstellen schaffen, je nach Branche.
Man würde auch bei Gesundheitskosten Geld sparen. Also mich soll man bitte mit Vollzeitzwang in Ruhe lassen, auch nach dem Studium kommt diese Erwerbsform für mich nicht mehr in Frage.
auch Vollzeitkrippen mit 49-Std.-Woche und ähnliches würd ich nicht in Anspruch nehmen. Es ist zwar gerade „trendy“ Frauen in Vollzeit zu zwingen, aber ich halte diese Entwicklung eher für bedenklich.
wenn alle Vollzeit arbeiten sollen, dann sind ganz viele arbeitslos