Die Lobby-Organisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, alle möglichen Zeitungen und Zeitschriften und jetzt auch die Berenberg-Bank. Sie alle suchen den Superstar unter den deutschen Regionen. Mal liegt Heidelberg ganz vorne, mal ist es Berlin und mal Hamburg. Beim INSM-Ranking siegte München, diesmal ist es Frankfurt, das im Berenberg Städteranking der 30 größten deutschen Städte vor München und Düsseldorf auf dem ersten Platz landet. Der große Verlierer ist Stuttgart, das vom dritten zwar nicht auf den 21., aber auf den 16. Platz abrutscht. Dafür katapultiert sich Berlin vom 24 auf den achten Rang nach vorne.
Solche Rankings sind natürlich immer mit Vorsicht zu genießen, Spaß machen sie aber trotzdem irgendwie. Und wenn man sich nicht zu lange mit der Gesamtliste aufhält, findet man in den Teilkategorien eine ganze Reihe interessanter Daten. Beispielsweise, dass zu den fünf am dichtest besiedelten Städte neben München, Stuttgart und Berlin nicht etwa Frankfurt oder Köln gehören, sondern Essen und Nürnberg. Und dass man keineswegs pauschal davon sprechen kann, dass die Metropolen auf Kosten der ländlichen Gebiete wachsen oder dass vor allem ostdeutsche Städte Einwohner verlieren. Unter den Städten mit rückläufiger Einwohnerzahl liegt nur Chemnitz im Osten. Die übrigen acht Städte mit Bevölkerungsverlust liegen bis auf Bremen alle in Nordrhein-Westfalen. An der Spitze dagegen steht – noch vor München – Dresden. Von 2003 bis 2009 ist die Einwohnerzahl um fast sieben Prozent gewachsen. Gleich hinter München und Frankfurt liegt mit Leipzig (über vier Prozent Bevölkerungswachstum) ebenfalls eine sächsische Stadt.
Auch die Zahl der Erwerbstätigen steigt seit 2005 in allen ostdeutschen Städten. Sank sie von 2000 bis 2005 noch in einer ganzen Reihe von ost- wie westdeutschen Metropolen, haben von 2003 bis 2008 nur Bochum und Wuppertal Erwerbstätige verloren. Die Tatsache, dass sich die beiden Zeiträume überschneiden liegt übrigens daran, dass beim letzten Städteranking die Daten bis 2005 verwendet wurden. Weil man auch diesmal die Entwicklung über fünf Jahre betrachten wollte und die aktuellsten Daten aus dem Jahr 2008 sind, überschneiden sich beide Zeiträume.
Weniger erfreulich ist ein Blick auf die Zahl jungen Menschen ohne Hauptschulabschluss. In fast allen Städten liegt deren Anteil an allen Schulabgängern über fünf Prozent. Spitzenreiter ist die bayerische Krisenstadt Nürnberg, hier verlassen 10,8 Prozent der Schüler die Schule ohne Hauptschulabschluss. Auffällig ist, dass vor allem die oft für ihr Schulsystem gelobten Länder Sachsen und Bayern dieses Problem haben. Ebenfalls über 10 Prozent ist der Anteil nur in Dresden und Leipzig (10,7 Prozent) sowie in Chemnitz (10,3 Prozent).
Chemnitz ist übrigens auch Schlusslicht des Rankings. Wie schon 2008 liegt die sächsische „Stadt der Moderne“ auf dem 30. Platz. Die Chemnitzer dürfte das nicht stören. Sie sind es gewohnt, im Schatten von Dresden und Leipzig zu stehen.