60 Prozent der Deutschen wollen den Euro behalten, aber 56 Prozent halten die D-Mark für das bessere Geld. Nur 36 Prozent wollen die D-Mark zurück, sagt Infratest dimap. 51,4 Prozent wünschen sich die D-Mark zurück, sagt Ipsos. 47 Prozent wollen die D-Mark zurück, sagt TNS Emnid. Wie das?

Zuerst einmal muss man sagen, dass natürlich jede Umfrage mit einer gewissen Unsicherheit verbunden ist. Niemand kann schließlich alle Bürger befragen. Man muss also von einer Stichprobe auf die Gesamtbevölkerung schließen. Das ist oft nicht ganz einfach, denn wer am Montag um 10.00 Uhr in der Fußgängerzone Passanten befragt wird dort überdurchschnittlich viele Haufrauen (und -männer), Rentner und Studenten antreffen, aber wenige Angestellte und noch weniger Arbeiter (Fabriken sind ja meist nicht in der Fußgängerzone). Wer dagegen eine Online-Umfrage durchführt, wird eher wenig Ältere erreichen und wenn doch, dann meistens dem Neuen eher aufgeschlossene Senioren.

Unter Umständen muss man also noch etwas rechnen. Bei Wahlumfragen erheben einige Meinungsforschungsinstitute beispielsweise auch die Wahlentscheidung der vergangenen Wahl. Wenn dann mehr Befragte angeben, bei der letzten Wahl SPD gewählt zu haben als das tatsächlich der Fall ist, fließt deren Meinung entsprechend weniger stark in die Umfrage ein. Auch dieses Verfahren ist allerdings nicht ohne Tücken, denn meistens wollten im Nachhinein mehr Wähler den Wahlsieger gewählt haben, als das tatsächlich der Fall war.

Im obigen Fall ist die Sache aber etwas komplizierter. Anders als teilweise zu lesen war, sind nicht 54,4 Prozent für die Wiedereinführung der D-Mark. Und das 56 Prozent die D-Mark für das bessere Geld halten, heißt nicht, dass der gleiche Prozentsatz auch die D-Mark wieder will. Das zeigt eine Umfrage des Bankenverbandes aus dem Jahr 2008 deutlich. Demnach halten 59 Prozent die Euro-Einführung für nicht gut. Doch davon wollen fast die Hälfe (42 Prozent, entspricht 25 Prozent aller Befragten) die D-Mark trotzdem nicht zurück. Nur 34 Prozent der Befragten (also 58 Prozent der Euro-Gegner) sind dafür, den Euro wieder abzuschaffen.

Das deckt sich mit der oben zitierten  Umfrage, nach der 36 Prozent die D-Mark wiedereinführen wollen, aber 60 Prozent den Euro behalten möchten. Dabei gibt es übrigens deutliche Unterschiede je nach Bildungsstand. Wer FH-Reife oder Abitur hat, will zu 80 Prozent den Euro behalten, 17 Prozent wollen ihn abschaffen. Befragte mit Mittlerer Reife sind zu 56 Prozent gegen die D-Mark-Wiedereinführung, zu 39 dafür. Nur bei den Befragten ohne oder mit Haupt- beziehungsweise Volksschulabschluss will die Mehrheit den Euro abschaffen, nämlich 49 Prozent, während 48 Prozent dagegen sind. Nicht zuletzt womöglich deshalb, weil ein großer Teil der Senioren einen Volksschulabschluss hat.

Die Ergebnisse sind also gar nicht so widersprüchlich und verwirrend, wie landauf, landab die Kommentatoren in Zeitungen, Blogs und Online-Foren behaupten. Die meisten Deutschen mögen den Euro nicht und die rund die Hälfte wünscht sich die D-Mark zurück. Aber mehr im Sinne von „Könnten wir doch in die Vergangenheit reisen und die Euroeinführung verhindern“. Eine konkrete Abschaffung des Euro will nur eine (wenngleich große) Minderheit.

2 thoughts on “Vom Euro zum Deutscho?”
  1. […] Allerdings dürfte die Verengung auf „überzeugte Atheisten“ die Zahl der Atheisten insgesamt unterzeichnen. Laut ALLBUS 26 Prozent aller Deutschen nicht an einen Gott oder ein anderes höheres Wesen. 15 Prozent sagen „Ich weiß nicht, was ich glauben soll“. Die unterschiedliche Fragestellung führt hier zu unterschiedlichen Ergebnissen. […]

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