Die EU will die niedrigeren Tarife für Männer in den privaten Rentenversicherungen abschaffen. Bereits vor wenigen Jahren verbot die Bundesregierung die niedrigeren Tarife für Männer in der Rieserrente. Jetzt sollen auch die nicht geförderten Renten geschlechtsunabhängig werden. Aber warum ist die Versicherungswirtschaft eigentlich so gemein und benachteiligt die Frauen durch höhere Beiträge?

Die Antwort ist: Tut sie gar nicht. Dass Frauen bei ansonsten gleichen Bedingungen höhere Beiträge zahlen müssen hat einen guten Grund: Sie leben länger und beziehen damit auch länger Rente. Mit anderen Worten: bei gleich hohen Beiträgen für Männer und Frauen würden die Frauen im Durchschnitt am Ende mehr Geld heraus bekommen als die Männer.

Ein bisschen haben wir uns des Themas ja schon am Weltmännertag angenommen. Nun soll der Statistiker-Blog kein Männerrechte-Blog werden. Aber heute geht es nun mal um die Lebenserwartung und da sind Männer ganz klar im Nachteil. Die Lebenserwartung eines Jungen in Deutschland beträgt bei der Geburt nur 77,6 Jahre, bei einem Mädchen aber 82,6 Jahre, also rund fünf Jahre mehr.

Die meisten Tabellen zu diesem Thema betrachten die Lebenserwartung bei der Geburt. Das hat einen einfachen Grund: Nur so kann man die Entwicklung der Lebenserwartung über die Zeit betrachten und die Lebenserwartung bestimmter Bevölkerungsgruppen und Regionen vergleichen. Würde man die voraussichtlich noch verbleibenden Lebensjahre messen, hätten beispielsweise Regionen mit einem sehr hohen Anteil von Senioren einen sehr niedrigen Wert. Umgekehrt könnte man natürlich das voraussichtliche Sterbealter der Gesamtbevölkerung betrachten. Dann wiederum hätten Regionen mit vielen alten Menschen einen Vorteil: ein 80-Jähriger kann nicht mehr mit 50 sterben. Eine Tabelle mit der Lebenserwartung bei Geburt für den Jahrgang 1930 würde dagegen auch die mit berücksichtigen, die breits tot sind. Eine große deutsche Boulevardzeitung hat das einst deutlich missverstanden. Sie brachte eine Tabelle mit der Lebenserwartung bei Geburt für verschiedene Jahrgänge unter der Überschrift: „So alt werden Sie (rein statistisch)“. Daraus erfuhren dann einige Senioren, dass sie statistisch angeblich noch drei Monate zu leben haben.

Sehr stabil liegt allerdings die Lebenserwartung der Männer deutlich niedriger als die der Frauen. Besonders groß ist der Unterschied in Mecklenburg-Vorpommern mit 6,7 Jahren, besonders niedrig in Baden-Württemberg. Auch für Frauen ist Baden-Württemberg ein gutes Plaster, mit 83,4 Jahren werden Sie trotzdem im Ländle älter als in jedem anderen Bundesland und überleben ihre Männer immer noch um 4,6 Jahre.

Auffällig ist, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem durchschnittlichen Lebensalter und dem Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen gibt. Je höher die Lebenserwartung in einer Region, desto niedriger ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern. Das zu erwartende Lebensalter der Männer streut also viel stärker als das der Frauen. Zwischen dem Land mit der höchsten (Baden-Württemberg) und dem mit der niedrigsten Lebenserwartung liegen bei den Männern 3,5 Jahre, bei den Frauen sind es trotz höherer Lebenserwartung nur 2,1 Jahre (Baden-Württemberg und Saarland).

Was lernen wir also daraus? Die beste Investition in gleiche Rentenversicherungsbeiträge für Männer und Frauen sind Maßnahmen zur Verringerung des Unterschieds in der Lebenserwartung zwischen den Geschlechtern.

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