Beinahe hätte die Überschrift über diesen Beitrag gelauet: „Ein Schluck aus der Lohnpulle“. Um 1,3 Prozent stiegen die Reallöhne, also die Löhne nach Abzug der Inflation. Nominal, also ohne Berücksichtigung der Inflation, betrug das Plus sogar 2,5 Prozent. Das meldet das Statistischen Bundesamtes.

Ganz so schön viel könnte man denken. Aber zum einen gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Wirtschaftszweigen. Besonders deutlich war der Anstieg im Verarbeitenden Gewerbe, wo die Nominallöhne um 4,6, die Reallöhne um 3,4 Prozent stiegen. Auch Energieversorger, Versicherer, der Bereich Kunst und Unterhaltung und die Anbieter sonstiger Dienstleistungen zahlen ihren Vollzeitbeschäftigten real zwischen 1,5 und 2,9 Prozent mehr. Im Bereich der Öffentlichen Verwaltung betrug das nominale Lohnplus gerade mal 0,2 Prozent. Unter Berücksichtigung der Inflation bedeutet das einen realen Gehaltsrückgang um fast ein Prozent. Ein Grund dafür ist, dass die Öffentlichen Diener im Vorjahr im Dritten Quartal eine Einmalzahlung erhalten haben, die dieses Jahr ausblieb. Ein reales Lohnminus gab es ansonsten nur noch im Wirtschaftszweig Erziehung und Unterricht, der ja auch eng mit dem Öffentlichen Dienst verbunden ist. Hier sanken die Reallöhne um fast ein halbes Prozent.

Allerdings beziehen sich alle Daten auf Bruttomonatslöhne. Der treibende Effekt für das deutliche Gehaltsplus im Verarbeitenden Gewerbe ist die Rücknahme der Kurzarbeit und der Arbeitszeitverkürzung. Die nominalen Bruttostundenlöhne stiegen im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich zusammen um gerade mal 0,9 Prozent, also um weniger als die Inflation. Selbst im Verarbeitenden Gewerbe beträgt das Plus nur 1,0 Prozent. Die Angestellten von öffentlicher Verwaltung und Sozialversicherungen bleiben bei mageren 0,2 Prozent Lohnplus, sind damit aber auf Stundenbasis nur die Branche mit der zweitschlechtesten Entwicklung. Im Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen bekamen die Angestellten sogar nominal 0,1 Prozent weniger pro Stunde gezahlt.

Wirklich zulegen konnten nur die Beschäftigten im Finanz- und Versicherungsgewerbe (3,8 Prozent), im Bergbau (+2,5 Prozent) und bei den Energieversorgern (+2,4 Prozent). Also eine gute oder eine negative Entwicklung? Ansichtssache. Wer das Geld dringend braucht, mag sich über 4,6 Prozent nominales Lohnplus auch dann freuen, wenn er dafür länger arbeiten muss. Wer dagegen mit seinem Einkommen super auskam, mag vielleicht der Kurzarbeit sogar hinterherweinen, bei der er für drei Stunden weniger Arbeit nur eine Stunde weniger Gehalt bekam.

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