In Deutschland wachsen viele Großstädte wieder. Köln ist mittlerweile wieder die vierte Millionenstadt in Deutschland, nachdem die Einwohnerzahl im Jahr 2000 noch bei 963.000 gelegen hatte. Nürnberg hat die halbe Millionen wieder voll gemacht und Hamburg hat mit 1,831 Millionen rund 200.000 Einwohner mehr als Mitte der 1980er, als der Ende der 1960er Jahre begonnene Bevölkerungsschund stoppte. Außerhalb des Ruhrgebiets haben also heute alle deutschen Städte mit mindestens 500.000 Einwohnern seit dem Jahr 2000 ihre Bevölkerungszahl steigern können, auch die sächsischen Städte Leipzig und Dresden (Dresden ist sogar besonders stark gewachsen).
Überraschendes Wachstum
An Wachstum sind viele Oberbürgermeister gar nicht mehr gewöhnt, seit ab den 1960er Jahren zunächst vor allem von der Stadtflucht die Rede war. Kriminalität (in den 60ern stieg sie tatsächlich und nicht nur gefühlt), Lärm, vor allem durch den zunehmenden Autoverkehr und der Traum vom „Häuschen im Grünen“ trieben die Menschen in die Vororte.
Nun steigen die Einwohnerzahlen wieder. Doch die Oberbürgermeister mögen sich damit trösten, dass der Zuwachs lächerlich ist gegen den in anderen Städten weltweit. Nach Daten des World Urbanization Prospects der Vereinten Nationen gibt es weltweit vier Agglomerationen, deren Einwohnerzahl von 2010 bis 2015 jährlich um mindestens 4,0 Prozent gewachsen ist. 4,0 Prozent hört sich nach wenig an, aber in elf Jahren hat sich die Bevölkerung dann um mehr als 50 Prozent gesteigert, in 18 Jahren verdoppelt und in 28 Jahren verdreifacht. Vorausgesetzt natürlich, dass sich das Wachstum sich dann nicht längst abgeschwächt hat. Die Verlängerung aktueller Trends in die Zukunft ist ja immer etwas heikel, wie die Projektionen über die Bevölkerungsrückgänge deutscher Großstädte aus den 1980er Jahren zeigt.
Die meisten davon liegen in China, nicht weil die Bevölkerung dort so schnell wächst, sondern weil die Urbanisierung als Folge der Industrialisierung dort so schnell voran schreitet. Ähnliches gilt für Indien, das mit Bangalore und Surat vertreten ist. Ar-Riyadh ist als saudische Stadt der einzige Ort aus einem reichen Land. Mit Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) und Luanda sind auch zwei afrikanische Städte darunter, zumindest in Kinshasa dürfte aber weniger das Blühen der Stadt als das Chaos im übrigen Land der Treiber des Wachstums sein.
Die Projektion berücksichtigt aber nur Städte, 2014 mindestens 5,0 Millionen Einwohner hatten. Eine Reihe von stark wachsenden Städte wie Ouagadougou, die Hauptstadt Burkina Fasos mit 2,2 Millionen Einwohnern, Dar es Salaam (Tansania) mit 4,4 Millionen Einwohnern oder Bamako (Mali) mit 1,8 Millionen Einwohnern erfüllen diese Bedingung (noch nicht) und tauchen deshalb in der Übersicht nicht auf, obwohl sie rasant wachsen. Die meisten davon liegen in Afrika, das als einziger Kontinent auch noch auf absehbare Zeit stark wachsen wird. Hier gibt es noch viele Länder mit Fertilitätsraten (vereinfacht gesagt die Zahl der Kinder, die eine Frau im Laufe ihres Lebens zur Welt bringt) von über 3,0. Mit Al-Qahirah (Kairo), Lagos und Kinshasa gibt es bereits drei Städteregionen mit mehr als zehn Millionen Einwohnern in Afrika.
Städte im Sinne einer kommunalen Körperschaft sind viele der Megastädte übrigens nicht, weder Delhi noch Tokio. Die Stadt Tokyo wurde schon 1943 aufgelöst und besteht heute aus vielen Städten. Übergreifende Aufgaben werden oft von der Präfektur Tokio wahrgenommen. Auch Delhi gibt es als Stadt nicht mehr, das Unionsterritorium Delhi umfasst heute die Städte North Delhi, South Delhi und East Delhi, Neu-Delhi und das Delhi Cantonment (eine Art Militärstadt). Die letzten beiden Städte waren schon immer selbständig, die übrigen drei entstanden erst vor wenigen Jahren durch die Dreiteilung der alten Stadt Delhi.
[…] Millionen Einwohner. Diese Zahl bezieht sich auf die Verwaltungsregion, zu der (ähnlich wie bei chinesischen Städten) auch zahlreiche ländliche Regionen gehören. Sie ist immerhin fast 10.000 Quadratkilometer groß, […]