Afrika verbinden die meisten Menschen mit Katastrophen, Armut und Krieg. Tatsächlich ist die Einschätzung nicht völlig falsch, der Kontinent hat tatsächlichen an vielen Ecken und Enden Probleme. Wer im World Factbook der CIA die Lebenserwartung nachschlägt, findet auf dem letzten Platz (mit 54,4 Jahren) Afghanistan, doch es folgen 21 afrikanische Staaten. Beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf finden sich am Ende ebenfalls elf afrikanische Staaten, noch hinter Nordkorea. Das Schlusslicht ist aktuell Burundi. Hinzu kommen Kriege, korrupte Staaten und Krankheiten.
Aber es gibt auch andere Entwicklungen. Eine Reihe von afrikanischen Staaten haben ihr Bruttoinlandsprodukt seit 1990 deutlich steigern können. Das ist umso erstaunlicher, als in allen Staaten auch die Bevölkerung gewachsen ist. Hat sich die Bevölkerung seit 1990 verdoppelt, musste das BIP insgesamt sich vervierfachen, um eine Verdopplung zu erreichen.
Deutschland wächst nur rund 0,6 Prozent pro Jahr
Eine Verdopplung in 32 Jahren hört sich nicht nach viel an. Tatsächlich ist das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland nach Daten der Weltbank von 1990 bis 2022 um fast 120 Prozent gestiegen, hat sich also mehr als verdoppelt. Allerdings sind die obigen Daten um Preisanstiege bereinigt. In Deutschland sind die Verbraucherpreise nach Daten des Statistischen Bundesamtes von 1990 bis 2022 um 80 Prozent gestiegen. Damit bleibt für Deutschland nur ein inflationsbereinigtes Pro-Kopf-Wachstum von etwas über 20 Prozent, das sind gerade mal 0,6 Prozent pro Jahr.
Natürlich lassen sich jetzt viele „Abers“ anführen. Einige der Länder haben aktuell politische Probleme, andere sind in den vergangenen Jahren nicht mehr gewachsen, wieder andere werden autokratisch regiert und noch andere werden von religiösen Extremisten destabilisiert.
Wie gut sind die Daten?
Hinzu kommt, dass solche Vergleiche auch methodisch nicht immer ganz leicht sind. Während ourworldindata.org auf Basis von Weltbank-Daten für Ägypten ein BIP pro Kopf von 12.780 US-Dollar (in Preisen von 2017) angibt, spricht die CIA von 17.000 US-Dollar.
Außerdem ist das absolute Niveau deutlich niedriger als in Deutschland. Die CIA kommt für Deutschland auf ein BIP pro Kopf von 61.900 US-Dollar. Das ist mehr als vier Mal so viel wie in Ägypten und mehr als 40 Mal so viel wie in Mosambik (1.500 US-Dollar pro Kopf).
Trotzdem
Aber trotzdem zeigen die Daten, dass es auch in Afrika positive Entwicklungen gibt. Übrigens nicht nur beim BIP. Andere Daten sind sogar noch positiver, beispielsweise ist die Kindersterblichkeit in fast allen afrikanischen Staaten geringer als sie in Europa noch vor gar nicht allzu langer Zeit war. Die Lebenserwartung steigt, selbst in den armen Staaten.
Andere Musterstaaten sind in der obigen Liste noch nicht einmal enthalten. Botswana hat ebenfalls ein beachtliches Wachstum erlebt, außerdem schneidet das südafrikanische Binnenland in vielen Korruptions-Rankings besser ab als viele europäische Länder.
Fazit
Gerade Nordafrika könnte von einer teilweisen Reduktion der Globalisierung profitieren. Wenn die Volksrepublik China aus unterschiedlichen Gründen unattraktiver wird, wären die Länder dort nahe und dennoch günstige Produktionsstandorte. Vor allem, wenn gleichzeitig in Europa die Arbeitskräfte fehlen.
Natürlich kann bei diesem optimistischen Szenario noch vieles anders laufen, sei es weil die Wirtschaft in Europa schwächelt, die Politik zu viel Chaos produziert, das wärmere Klima die Landwirtschaft dort bedroht oder China doch die Nummer 1 bleibt. Aber zumindest können wir festhalten, dass auch wirtschaftliche nicht alles bei unserem südlichen Nachbarn schlecht ist.