Es wäre natürlich überraschend, wenn ich als Verfasser des Statistiker-Blogs sagen würde: Den Zensus braucht man nicht. Tue ich auch nicht. Unverzichtbar ist eine Aktualisierung der Einwohnerzahlen. Denn nach der Zahl der Bewohner werden Steuermittel vergeben, Straßen geplant und Wahlkreise zugeschnitten.
Über den Wert der übrigen Daten kann man eher streiten, aber mehr Wissen über den Bildungsstand der Bevölkerung oder deren Migrationshintergrund kann helfen, besser zu planen. Unverzichtbar sind diese Daten nicht, aber wenn Zensus-Gegner schon Big-Brother an die Wand malen, weil „der Staat“ weiß, wie viele Wohnungen es gibt und wie viele Menschen einen Migrationshintergrund haben, ist das reichlich übertrieben.
Fairerweise muss man sagen, dass es ernstzunehmendere Kritikpunkte gibt. Beispielsweise die Tatsache, dass man Befrager braucht, deren Verschwiegenheit niemand überwachen kann oder die Tatsache, dass auch das beste System keinen vollständigen Schutz vor Hackern bietet.
Aber das sind in meinen Augen erträgliche Risikofaktoren. Das darf man anders sehen. Aber wenn die Zensus-Gegner gleichzeitig Anzeigen bei Google schalten, werden sie unglaubwürdig. Denn die Datenkrake weiß mehr über uns als irgendwer sonst. Diese Daten sind nicht anonymisiert, sie gehen einher mit wirtschaftlichem Einfluss und Macht darüber, was wir lesen (siehe Beitrag vom 30. März) und man kann den Google-Vorstand noch nicht einmal abwählen (man kann natürlich eine andere Suchmaschine wählen, aber es ist sicher nicht pessimistisch zu vermuten, dass die Mehrheit der Nutzer aus Bequemlichkeit nach einem Datenskandal weiter Google nutzen würden).
Der Zensus dagegen erhebt ohnehin nur wenige Basisdaten. Es gibt daher auch Zensus-Kritiker, die den zu geringen Umfang bemängeln.