Die Armut hat 2011 in Deutschland wieder zugenommen. Nach 2005 sank sie zunächst deutlich von 14,7 auf 14,0 Prozent und lag 2010 schließlich wieder bei 14,5 Prozent. 2011 lag sie mit 15,1 Prozent nun deutlich höher. Anders als die öffentliche Diskussion vermuten lässt, sind besonders junge Menschen betroffen. Über 65-Jährige haben dagegen nach den 15 bis unter 65-Jährigen die zweitniedrigste, bei den Männern sogar die niedrigste Armutsquote. Wie das berechnet wird habe ich ja schon mehrmals erläutert, will aber hier aktuelle Daten nachreichen.

Armutsquoten 2011 nach Alter; Quelle: Statistisches Bundesamt

Aber wer ist eigentlich arm? Und wer ist reich? Die Armutsgrenzen orientieren sich – wie hier ja bereits schon öfter dargestellt – am Einkommen des Deutschen, zu dem es genauso viele reichere wie ärmere Mitbürger gibt (Median). Wer davon weniger als 60 Prozent besitzt, gilt als armutsgefährdet. Bei weniger als 70, teilweise auch weniger als 80 Prozent gilt man als einkommensschwach. Beim Reichtum ist es schwieriger. Das Statistische Bundesamt verwendet eine Grenze von 200 Prozent, das Institut der Deutschen Wirtschaft 250 Prozent, spricht dafür aber ab 150 Prozent von einkommensstarken Haushalten.

Das muss natürlich auf die Haushaltsgröße umgerechnet werden, auch das habe ich ja bereits im Blog vorgestellt. Für jede weitere Person wird ein zusätzlicher Bedarf von 50 Prozent des Bedarfs eines Alleinstehenden hinzugezählt, bei Kindern 30 Prozent.

Aktuell gilt ein Alleinstehender ab 848 Euro Einkommen als arm. Zieht er mit seiner Partnerin zusammen, erhöht sich der Bedarf des Haushaltes um 424 Euro. Bekommen die beiden ein Kind, steigt die Armutsgrenze noch mal um 254 Euro. Anders als beispielsweise bei der Sozialhilfe ist da alles mit drin, also auch die Kosten dafür, dass man eventuell eine größere Wohnung braucht.

Und hier endlich die Tabelle:

Quelle: Statisches Bundesamt, eigene Berechnung
4 thoughts on “Bin ich reich?”
  1. in Dänemark sind laut einer EU Statistik die Löhne real seit 2002 um 19% gestiegen (Zahlen von 2011) und in DE wohl um minus 0,8 in diesem Zeitraum gesunken. Man stelle sich mal vor, wieviel höher all diese Einkommen hätten sein können, wenn unser Lohn noch so gestiegen wäre wie in vielen anderen europäischen Ländern. ich persönlich finde das immer wieder ärgerlich.

  2. Hallo, das sind alles Nettoeinkommen. Bruttoeinkommen sind nicht nur weniger aussagekräftig, bei staatlichen Transfers beispielsweise gibt es oft nur netto. Deshalb alles netto.

    Gruß

    Tilman Weigel

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