Weil heute Weihnachten ist, befasse ich mich mal mit einer theologischen Frage. Nämlich der, ob Maria Jungfrau war – oder genauer gesagt, welcher Prozentsatz der Deutschen glaubt, dass sie es war

Laut der biblischen Überlieferung wurde Maria schwanger, ohne Geschlechtsverkehr mit Josef gehabt zu haben. Dass diese Beschreibung wörtlich zu verstehen ist, glauben rund jeder und jede vierte Deutsche, genauer gesagt 23 Prozent. Dabei gibt es aber große Unterschiede. Besonders häufig glauben das Freikirchler und Muslime, besonders selten Konfessionslose.

Jungfrauengeburt Maria Mariam Grafik nach Konfession
Anteil der Befragten mit der jeweiligen religiösen Orientierung, die an einer Jungfrauengeburt von Jesus Christus glauben.

Das Erfurter Markt- und Sozialforschungsinstitut INSA hatte im Auftrag des christlichen Magazins IDEA Menschen unterschiedlichen Glaubens befragt. Besonders häufig gaben Angehörige von freikirchlichen Gemeinden an, die These der Jungfrauengeburt wörtlich zunehmen, nämlich zu 57 Prozent. Die Freikirchler sind damit auch die einzige Gruppe, wo mehr Menschen die These von der Jungfrauengeburt glauben als sie ablehnen.

Muslime auf Platz zwei

Auf Platz zwei folgen die Muslime. Was vielen Deutschen gar nicht so bewusst sein dürfte (ich hier im Blog aber schon mal erwähnt habe) ist, dass auch sie Jesus Christus kennen. Dort heißt er Isa, also Sohn der Maria. Maria widerrum wird Mariam genannt, ähnlich dem hebräischen – und auch in Deutschland gebräuchlichen – Miriam. Bekannteste Namensträgerin dürfte die Journalistin Mariam Lau sein, Tochter des iranischen Publizisten Bahman Nirumand.

Erst mit deutlichem Abstand folgen die Angehörigen der römisch-katholischen Kirche und der evangelischen Landeskirchen. Erwartungsgemäß glauben die konfessionslosen Befragten am seltensten an die Jungfrauengeburt.

Die Unterschiede nach Parteien

Klassischerweise gelten CDU und CSU als der Kirche besonders nahestehend. Zumindest der katholischen, die evangelische Landeskirche bringt man heute dagegen eher mit der Partei Bündnis90/Die Grünen in Verbindung.

Tatsächlich folgen Anhänger von CDU und CSU am häufigsten einer wortwörtlichen Auslegung der Bibel, nämlich zu 32 Prozent. Gefolgt werden sie erstaunlicherweise von den Wählerinnen und Wählern der SPD, wo 30 Prozent zustimmen. Die Grünen glauben dagegen nur sehr selten an die Jungfrauengeburt, nämlich zu 16 Prozent. Schlusslicht sind die Anhänger der FDP mit elf Prozent. Die Nähe von FDP und Grünen zeigt sich auch bei anderen Fragen.

Glaube an die Jungfrauengeburt nach Partei, Geschlecht und Region

Unter anderem dürften hier nämlich Schicht- und Altersfragen eine große Rolle spielen. Die Anhängerschaft der Grünen ist nämlich überwiegend jung und wohlhabend, in beiden Bereichen Gruppen dürfte es besonders viele Menschen geben, die an die Jungfrauengeburt glauben, leider geht das aus der Quelle aber nicht hervor.

Dafür wissen wir, dass in den sechs östlichen Bundesländern nur 20 Prozent die Bibel wörtlich auslegen, im Westen dagegen 26 Prozent.

Das dürfte auch der Grund sein, warum Linkspartei und AfD mit 21 beziehungsweise 25 Prozent in der Mitte liegen. Sie haben eine überdurchschnittlich alte Wählerschaft mit häufiger niedrigen formalen Bildungsabschlüssen, was für einen höheren Glauben an die Jungfrauengeburt spricht, dafür aber besonders viele Wählerinnen und Wähler im Osten.

Auch Frauen glauben die These von der Jungfrauengeburt deutlich häufiger, nämlich zu 26 Prozent gegenüber 20 Prozent der Männer.

Und was ich glaube? Spielt hier keine Rolle, ich wünsche allen Leserinnen und Lesern frohe Weihnachten und schon mal einen guten Rutsch ins hoffentlich bessere Jahre 2021.