Die Deutschen sind ja bekanntlich Meister im Pessimismus. Trotzdem zeichnet eine Umfrage der Allianz Versicherung zur Stimmungslage Ende 2010 ein erstaunlich positives Bild. 60 Prozent sehen ihre persönliche Zukunft eher zuversichtlich, darunter 20 Prozent sogar mit großer Zuversicht. Nur neun Prozent sehen sie eher mit Sorge, vier Prozent mit großer Sorge.
Hier fällt allerdings eine Unterschied auf, der bei fast allen so oder ähnlich gestrickten Umfragen zur Zuversicht zu beobachten ist. Nur 27 Prozent sehen die Gesamtsituation in Deutschland zuversichtlich, 34 Prozent dagegen mit Sorge. Der Unterschied liegt vor allem in den Extremen. Während gleichermaßen 21 Prozent eher zuversichtlich oder eher sorgenvoll sind, sehen nur sechs Prozent mit großer Zuversicht, dagegen 13 Prozent mit großer Sorge in die Zukunft.
Für den großen Unterschied gibt es mehrere Gründe. Zum einen haben die Forscher unterschiedliche Teilbereiche abgefragt. Besonders zuversichtlich sind die Deutschen (79 Prozent) nämlich für ihr Zuhause. Das ist übrigens der einzige Bereich, in dem die Zuversicht gesunken ist (-4 Prozentpunkte). Auf Platz zwei folgen Partnerschaft und Familie (gleichgeblieben bei 66 Prozent). Erst auf dem dritten Platz kommt ein wirtschaftliches Thema, nämlich die Sicherheit des Arbeitsplatzes (55 Prozent, +5 Prozentpunkte). Für die Sicherheit der Arbeitsplätze im Land sind dagegen nur 27 Prozent zuversichtlich, allerdings mit einem Plus von 19 Prozentpunkten deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Auch für die eigene Absicherung bei Krankenheit und im Alters sind die Deutschen deutlich zuversichtlicher als für die im Land.
Besonders groß ist der Unterschied – gemessen in Prozentpunkten – in Hessen. Der Anteil der im persönlichen Bereich Zuversichtlichen liegt dort mit 72 Prozent so hoch wie nirgends sonst, bei der Frage nach der Zuversicht für Deutschland liegt Hessen dagegen mit 28 Prozent nur im Mittelfeld. Es gibt also mehr als doppelt so viele Hessen, die für ihr persönliches Leben optimistisch sind als solche, die für die Zukunft des Landes positiv gestimmt sind. In der Region Norddeutschland, die Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein umfasst, ist der Unterschied deutlich geringer. Dort sind 37 Prozent für Deutschland zuversichtlich, 61 Prozent für das gesamte Land. das sind gerade mal 24 Prozentpunkte mehr.
Und das, obwohl es in Hessen ganz besonders viele Reiche gibt. Die nämlich haben viele Sorgen. Die Commerzbank hat 100 Deutsche mit einem verfügbaren Kapitalvermögen von mehr als einer Million Euro befragen lassen. 74 Prozent fürchten aufgrund des Anlagerisikos um ihr Vermögen. Fast genauso schlimm ist die Angst vor fehlenden Steuersparmöglichkeiten. 61 Prozent befürchten, dass sie ihr Geld in Zukunft schlechter am Fiskus vorbei schleusen können. 54 Prozent sorgen sich sogar um den Verlust des Geldes. Ebenfalls für graue Haare sorgen Erbschaftsregelungen (53 Prozent) und natürlich die Inflation (51 Prozent).
Mit 100 Befragten ist die Stichprobe für diese Umfrage allerdings eher klein. Trotzdem beruhigt es zu sehen, dass auch die Reichen Sorgen haben. Glücklich ist da, wer nur Schulden hat. Die werden bei einer Inflation nämlich tendenziell weniger wert.
[…] Zumindest nicht am 21. Dezember, denn ansonsten sind die Bundesbürger ja nicht gerade für ihren Optimismus […]