Für meine Beiträge zur CO2-Emission (hier geht’s zum Teil 1, hier zu Teil 2) viel Recherche auf den Seiten des Umweltbundesamtes oder des Umweltministeriums verbracht und bin oft auf das Thema Kernergie gestoßen. Das Thema wird sehr kontrovers diskutiert und man findet eine ganze Reihe von Quellen, beispielsweise die Nukleopedia. Allerdings fühle ich mich auch nach der Lektüre einiger Quelle immer noch nicht in der Lage zu beurteilen, ob Kernenergie für eine CO2-freie oder zumindest CO2-reduzierte Energieversorgung einen Beitrag leisten kann. Das Thema ist so emotionsbeladen, dass es fast unmöglich ist sich einigermaßen verlässlich zu informieren. Das gilt nicht nur für Atomgegner und -befürworter, sondern leider auch für die, die es besser machen sollten, nämlich Medien und Behörden.
Die Gegner überzeugen nicht…
Nur bedingt überzeugt mich der Hinweis der Kritiker auf mögliche Unglücke wie in Fukushima, da Kernkraft-Befürworter darauf hinweisen, dass es auch bei der Förderung von Kohle, Öl und Gas Unfälle gibt – und auch beim Aufstellen von Windrädern und Solaranlagen. Die sind zwar weniger heftig, kommen dafür dauernd vor und töten in der Summe vermutlich mehr Menschen. Fragwürdig ist es dabei auch, wenn teilweise von „18.000 Toten der Atom-Katastrophe von Fukushima“ die Rede ist, obwohl die allermeisten Opfer durch den Tsunami direkt ums Leben kamen. Trotzdem schaltete das Bundesministerium 2016 eine entsprechende Anzeige und auch die Politikerin Claudia Roth äußerte sich 2013 ähnlich.
Wenig hilfreich ist es auch wenn, der Norddeutsche Rundfunk über 79 Störfälle in deutschen Kernkraftwerken berichtet, es nach den Kriterien der Internationalen Energiebehörde aber in den vergangenen 18 Jahren keinen einzigen Störfall gab. Einzige Quelle des NDR ist ein Anti-Atom-Blog, in dem auch Störungen der Stufe 1 oder Ereignis ohne oder mit geringer sicherheitstechnischer Bedeutung der Stufe 0 als Störfälle (Stufe 2) gezählt wurden.
…aber auch die Befürworter nicht
Auch den Kernkraft-Befürwortern kann ich aber nicht immer folgen. Es fällt mir schwer zu glauben, dass Kernkraft nicht doch bei der Herstellung von Atomwaffen helfen kann. Und auch wenn sich die Lagerdauer von Atommüll mit Hilfe einer neuen Technik auf 300 Jahre verkürzen lassen soll, ist das immer noch ganz schön lang.
Und schließlich ist ein wichtiges Thema der Befürworter die günstige Energie. Wer jetzt sagt, Kosten dürfen bei einer solch wichtigen Frage wie dem Klimaschutz keine Rolle spielen der übersieht, dass es immer noch viele bitterarme Länder auf der Welt gibt. Für sie wäre günstige Energie wichtig, denn arm zu bleiben ist ebenso wenig eine Alternative wie von den reichen Ländern subventionierte Energie, ein Almosen.
Allerdings wird Kernenergie heute oft bezuschusst, nicht zuletzt durch den Verzicht auf das Einpreisen der Kosten möglicher Unfälle. Auch sind gerade die modernen und sicherern Reaktoren zuletzt oft teurer geworden als geplant, beispielsweise in Finnland. Zwar darf man weitere Kostensenkungen erwarten, aber auch die Preise für Solar- und Windenergie sinken rasant und gerade Länder wie Marokko produzieren jetzt schon viel Solarstrom, denn Sonne gibt es dort in Massen.
Wer hilft mir?
Helfen könnte mir das Umweltministerium. Doch leider ist der dortige Faktencheck oberflächlich bis irreführend. Beispielsweise heißt es im dortigen Faktencheck Atomenrgie helfe nicht beim Klimaschutz, weil bei der Produktion und Aufbereitung CO2 freigesetzt werden. Grundsätzlich ensteht auch bei der Produktion von Solar- und Windkraftanlagen CO2, deshalb wäre hier mehr Hintergrund wichtig. Wie viel CO2 wird freigesetzt? Mehr als bei der Herstellung von Solaranlagen? Und könnte man diese Emissionen vermeiden, wenn die für die Förderung von Uran verwendeten Maschinen mit Strom betrieben würden?
Das bleibt leider offen. Klar, dass ein Faktencheck bei Facebook kurz sein muss. Aber dafür gibt es Links auf Internetseiten. Den gibt es zwar auch hier, doch unter der gewünschten Adresse steht praktisch das gleiche wie auf Facebook. Als Quelle wird eine englischsprachige Seite einer privaten Organisation mit dem Titel Time for change. Die wiederum rechnet der Kernkraft allerdings deutlich geringer Emissionen zu als Gaskraftwerken, ja selbst als der kombinierten Strom- und Wärmegewinnung im Haushalt.
Da fragt man sich, hat das Umweltministerium keine Mitarbeiter, die das Thema auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse so aufbereiten, dass man nicht auf private Seiten von esoterisch anmutenden Organisationen geleitet wird? Idealerweise könnten sich ein Befürworter und ein Gegner zusammensetzen. Natürlich wird es am Ende trotzdem Punkte geben, die unklar sind. Seltene Ereignisse wie ein GAU sind statistisch kaum zu prognostizieren und verschiedene Forscher werden zu verschiedenen Ergebnissen kommen. Aber etwas mehr Hilfestellung bei der Entscheidung könnte das Umweltministerium dem Bürger doch bieten.