Der Statistiker-Blog soll kein Männerrechte-Blog werden, habe ich in meinen Beitrag „Von Männern und Menschen“ geschrieben. Deswegen widmen wir uns heute den Frauen, genauer gesagt den Führungs-Frauen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit hat nämlich untersucht, welche Frauen es besonders häufig in Führungspositionen schaffen. Das Fazit könnte man provokativ so zusammenfassen: Nicht die Chefs hindern Frauen am Aufstieg, sondern ihre Familie.

Besonders gute Chancen auf eine Führungsrolle haben kinderlose Frauen in der öffentlichen Verwaltung in Ostdeutschland. Der höhere Anteil von Führungs-Frauen im öffentlichen Dienst (33 Prozent gegenüber 24 Prozent) dürfte mehrere Gründe haben. Möglicherweise hat das Mehr an Bürokratie hier einmal gute Seiten. Durch das stärker reglementierte Aufstiegsverfahren ist weniger wichtig, ob man mit dem Chef schon mal zusammen in der Sauna war. Vor allem aber ist der Frauenanteil im Staatsdienst generell höher. Zudem gibt es mehr Modelle zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Womit wir schon beim entscheidenden Punkt sind: der Karriere-Falle Familie. Im Westen sind weibliche Führungskräfte ganz besonders oft kinderlos. 53 Prozent der männlichen westdeutschen Führungskräfte haben Kinder, aber nur 31 Prozent ihrer weiblichen Gegenstücke. Kinder unter zehn Jahre haben mit 13 Prozent der Führungs-Frauen sogar nur halb so viele wie der entsprechenden Männer (26 Prozent). Dagegen ist der Anteil der Alleinlebenden unter den weiblichen Führungskräften in den alten Bundesländern mit 27 Prozent fast doppelt so hoch wie unter den Männern (15 Prozent). Am häufigsten jedoch ist bei den Frauen das Modell „mit Partner, aber ohne Kinder“ (36 Prozent gegenüber 28 Prozent).

Im Osten sind die Unterschiede weniger stark. Der Ost-West-Unterschied rührt überwiegend daher, dass Frauen mit Kindern in den neuen Bundesländern einschließlich Berlin öfter Chef werden, bei kinderlosen ist die Ost-West-Kluft weit weniger tief. Als Folge ist im Öffentlichen Dienst im Osten fast jede zweite Führungskraft eine Frau (45 Prozent), aber nicht einmal jede dritte im Westen (29 Prozent). Und das, obwohl 42 Prozent der Ost-Führungs-Frauen Kinder haben, nur etwas weniger als bei den Ost-Männern (48 Prozent). Im Jahr 2000 lag der Anteil für beide Geschlechter sogar gleich (54 Prozent).

Der Hauptgrund dürfte die höhere Zahl, vor allem aber die höhere gesellschaftliche Akzeptanz von Kinderkrippen sein. So besuchen in Sachsen-Anhalt 55,9 Prozent der unter 3-Jährigen eine entsprechende Einrichtung, in Nordrhein-Westfalen dagegen nur 14,0 Prozent. Als Folge arbeiten Ost-Frauen seltener Teilzeit und die ist ein echter Karriere-Killer. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Männer betrug in Ost und West 38 Stunden, die der westdeutschen Frauen dagegen nur 28 Stunden. Ost-Frauen liegen mit 33 Stunden in der Mitte.

Allerdings kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass der Frauenanteil unter den Führungskräften in beiden Teilen der Republik gestiegen ist, im Westen besonders bei den unter 30-Jährigen.

2 thoughts on “Frauen in Führungspositionen”
  1. Dass das größte Karrierehindernis der Frauen nicht die Chefs, sondern die Familie ist, kann ich nur bestätigen. Aus meinen karriereorientierten Freundinnen sind nach und nach lauter Übermuttis geworden, die höchstens noch 20 Stunden pro Woche arbeiten.

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