Die Zentralbanken überschwemmen die Eurozone mit Bargeld, schreiben die Zeitungen. Aber was heißt das in Zahlen?
Zufällig bin ich über eine Pressemitteilung der Deutschen Bundesbank zur aktuellen Geldmengenentwicklung gestoßen. Und aus der und ein paar Daten der Statistikabteilung beantwortet sich die Frage.
Insgesamt waren im Oktober 2012 rund 9,8 Billionen Euro im Umlauf, 3,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Genauer gesagt handelt es sich dabei um die Geldmenge M3. Die besteht zum einen aus sofort verfügbarem Geld, der Geldmenge M1. Zu dieser M1 gehören 0,9 Billionen Euro Bargeld und 4,2 Billionen täglich fälliger Einlagen, also Guthaben auf dem Girokonto oder Tagesgeldkonten.
Zu diesen 5,1 Milliarden der Geldmenge M1 kommen 3,9 Billionen sonstige kurzfristige Einlagen, beispielsweise Festgeld mit einer Laufzeit von unter zwei Jahren oder Sparbuchguthaben. Diese bilden zusammen mit der Geldmenge M1 die Geldmenge M2.
Zur Geldmenge M3 gehören außerdem 0,8 Billionen sogenannter marktfähiger Finanzinstrumente, vor allem Anteile an Geldmarktfonds (0,5 Billionen), aber auch Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit von unter zwei Jahren (0,2 Billionen).
Zugenommen hat übrigens vor allem die Geldmenge M1, nämlich um 6,4 Prozent seit dem vergangenen Jahr (gegenüber 1,7 Prozent und 0,0 Prozent der beiden anderen Teilgrößen).
Aber wie sieht es nun mit der viel diskutierten Geldschwemme aus, also der Zunahme der Geldmenge durch die niedrigen Zinsen seit Ausbruch der Finanzkrise? Tatsächlich hat M3 seit Einführung des Euro-Bargeldes 2002 eine beachtliche Steigerung hinter sich, nämlich um fast 70 Prozent.
Doch der Kurvenverlauf hat mich zugegebenermaßen überrascht. Denn M3 hat vor allem in den Jahren vor der Finanzkrise zugenommen. Das erscheint logisch, schließlich fragen Unternehmen und Privatpersonen in wirtschaftlich guten Zeiten mehr Geld nach um Investitionen zu tätigen oder zu konsumieren, steht aber im Widerspruch zu meinen Erwartungen.
Da ich die Daten zunächst vom Statistikportal Statista bezogen hatte, habe ich extra noch mal auf die Seite der Bundesbank gesehen, um einen Fehler auszuschließen. Doch dort kommt man zum gleichen Ergebnis.
Ohnehin ist Inflation zwar eines der größten Angst-Themen der Deutschen, die meisten Bürger dürfen sich aber bei dem Thema entspannt zurück lehnen. Berücksichtigt man nämlich die Staatsschulden, die auf jedem Deutschen rechnerisch lasten, haben vor allem die jüngeren oft mehr Schulden als Geldvermögen.
[…] Heute ist alles anders, die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht springt der Deutschen Bundesbank bei und bezeichnet Mario Draghi als "Gehilfen der Spekulanten". Nun weiß ich selbst nicht, was ich von der quantitativen Lockerung halten soll. Als Statistiker kann ich nur feststellen, dass die Bilanzsummer der EZB heute rund 40 Prozent höher liegt als Anfang 2008, aber noch mehr als 25 Prozent niedriger als beim Höchststand vor rund drei Jahren. Auch die Geldmenge M3 erreicht keineswegs Höchststände. […]
[…] var addthis_config = {"data_track_clickback":true};Ende vergangener Woche hatte ich über die Entwicklung der Geldmenge in Euroland geschrieben. Dabei war herausgekommen, dass die im Zentrum der Beobachtung stehenden Geldmenge M3 […]
Die Staatsschulden dürften durch die Eurokrise noch mehr zunehmen. Dank einer Inflation wird es dann leichter diese zurückzuzahlen.
Danke! Sehr hilfreiche, klare Darstellung. Und der letzte Absatz bringt es (leider) auf den Punkt.
– Ferdinand