Es geht voran. Sagt zumindst die GfK. Die nämlich schätzt nicht nur den Konsumklimaindex, sondern berechnet auch die Kaufkraft der einzelnen Regionen. Und das immerhin schon seit 1937. Und eben jene Kaufkraft ist nicht nur 2010 mit 19.185 Euro deutlich höher ausgefallen als die prognostizierten 18.904 Euro. 2011 soll es weiter bergauf gehen.
Für 2011 erwarten die Marktforscher einen deutlichen Anstieg gegenüber 2010, nämlich um 499 Euro pro Kopf. Für Deutschland errechnen die GfK-Forscher eine Gesamtkaufkraft von 1.610,2 Milliarden Euro. Das sind 19.684 Euro po Kopf, 2,6 Prozent mehr als im Jahr 2010. Allerdings berücksichtigt diese Rechnung die Inflation nicht. Um 1,7 Prozent werden die Preise nach Schätzung der Bundesbank im Jahr 2011 steigen und damit einen großen Teil des Kaufkraftgewinns wieder auffressen.
Spitzenreiter bei der Kaufkraft sind die Speckgürtellandkreise rund um München und Frankfurt, allen voran der Hochtaunuskreis mit 28.585 Euro pro Einwohner vor dem Landkreis Starnberg mit 28.048 Euro. Die Einwohner des ärmsten Landkreises – Uecker-Randow in Mecklenburg-Vorpommern – kommt nur rund auf die Hälfte.
Was aber verbirgt sich hinter dem Begriff? Die Gewerkschaften benutzen ihn gerne, um damit für Lohnerhöhungen zu werben. Höhere Löhne und Sozialtransfers hieße mehr Kaufkraft und damit mehr Konsum. Im täglichen Sprachgebrauch dagegen meint Kaufkraft meistens das, was man für sein Geld tatsächlich bekommt.
Die GfK verwendet den Begriff eher in dem Sinn wie die Gewerkschaften, nämlich nominal. Es geht also daru, wie viele Euros die Menschen in der Tasche haben. Neben dem Nettoeinkommen (Steuern sind also bereits herausgerechnet) berücksichtigen die Forscher auch Kapitaleinkünfte sowie Transferzahlungen wie Renten, Kinder- und Arbeitslosengeld oder Sozialhilfen. Dazu werten sie Lohn- und Einkommenssteuerstatistiken, Statistiken zu staatlichen Transferleistungen und Prognosedaten der Wirtschaftsforschungsinstiute aus.
Regionale Preisunterschiede bleiben unberücksichtigt. Der reale Kaufkraftunterschied zwischen Uecker-Randow und der Stadt München (26.863 Euro, Platz 5 und damit reichste kreisfreie Stadt) dürfte wesentlich kleiner ausfallen, wenn man die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten mit berücksichtigt.
Soll er auch gar nicht. Denn natürlich erstellen die Marktforscher die Übersicht nicht aus hehrem wissenschaftlichen Interesse. Gegen eine entsprechende Gebühr können Einzelhändler Daten bis auf die Ebene von Straßenabschnitten kaufen und für ihre Standortplanung verwenden. Wenn sich in einer Region wie Starnberg höhere Preise durchsetzen lassen, kann das den Einzelhändlern nur recht sein.
Allerdings berücksichtigt die Kaufkraftberechnung auch Mieten, Gebühren und Versicherungskosten nicht. Hinzu kommt, das die Bürger natürlich auch sparen oder Schulden machen, also weniger oder mehr ausgeben als sie Einkommen haben. Und auch soziale Unterschiede bleiben außen vor.