Das Wochenende habe ich in den Bergen verbracht. Und wie das bei älteren Menschen so üblich ist (ich bin ja ein Kind der 1970er Jahre) erinnert man sich am Abend auf der Hütte irgendwann an vergangene Touren. Beispielsweise daran, wie man in Südtirol vor anno 2002 mit mehreren Tausendern seinen Kaffee bezahlt hat. 1.000,- Lire waren schließlich nur etwa 1,- DM also rund 0,50 €-Cent.

Da kam natürlich die Frage auf, in welchen Ländern man heute noch mit großen Scheinen bezahlen kann. Ein Aspirant war bis vor kurzem Simbabwe, das dank einer enormen Inflation Scheine mit dem Aufdruck 100 Trillion Dollar ausgab. Weil man allerdings das US-System verwendete (short scale), das keine Milliarden, Billiarden und so weiter kennt, sind die 100 Trillionen „nur“ 100 Billionen nach unserer Zählung.

Allerdings hat die Hyperinflation (die im historischen Vergleich noch nicht einmal eine der Schlimmsten war) das Vertrauen in die Währung dermaßen beschädigt, dass der US-Dollar dort heute Hauptwährung ist. Auch in Ecuador ist der Sucre, von dem man im Jahr 25.000 Einheiten zur Wechselstube bringen musste um 1,- US-Dollar zu erhalten, abgeschafft und der US-Dollar offizielle Landeswährung.

Simbabwe Inflation
Geldscheine aus Simbabwe. Foto: Statistiker-Blog, Verwendung mit Quellennennung erlaubt

Grundsätzlich müssen auch nicht alle Währungen mit vielen Nullen schwach sein. Stand Juli 2016 ist ein Euro rund 111 japanische Yen wert. Die Unterteilung in 100 Sen und 1.000 Rin ist heute nur noch Theorie, so kleine Münzen gibt es praktisch nicht mehr. Sie sind sogar schon seit mehr als 60 Jahren offiziell für ungültig erklärt. Eine Weichwährung ist der Yen aber nicht, vielmehr ist sein Wert seit 1949 deutlich gestiegen. Damals wurde ein Wechselkurs von 360 Yen je US-Dollar festgelegt. Die Festlegung galt bis 1970, heute muss man für einen Dollar nur noch 100 Yen zahlen. Im Gegensatz zu Deutschland gab es allerdings in Japan seit Einführung des Yen 1870 meines Wissens keine Währungsreform.

Im Vergleich mit den USA oder Großbritannien ist der vergleichsweise geringe Wert eines Yen tatsächlich das Ergebnis einer zeitweisen Schwäche der Währung, allerdings liegt die lange zurück. Leider habe ich auch keine Informationen dazu gefunden, wie viel US-Dollar ein Yen bei der Einführung 1870 wert war beziehungsweise welchen Wert in Gold ein Yen bei der Einführung des Goldstandards 1897 hatte.

Wer gerne mit großen Scheinen bezahlt, sollte sich trotzdem in einem Land mit eher schwacher Wirtschaft und instabilem politischen System auf die Suche machen. Da ist natürlich die Demokratische Republik Kongo ein geeigneter Kandidat. Das Land gehört immerhin zu den ärmsten und am schlechtesten regierten der Welt. Tatsächlich muss man für einen Euro immerhin 1.059 Kongo Franc auf den Tisch legen.

Asmara Eritrea
Eritrea gilt als abwechslungsreiches und schönes Land und besitzt eine Hauptstadt mit interessanter Architekturgeschichte. Leider hat die Regierung einen weniger guten Ruf. Nun, welche hat das schon, aber diese hat einen besonders schlechten. Foto: David Stanley

Auch Eritrea landet in Rankings zur Regierungsführung meist weit hinten, allerdings ist der Eritreische Nakfa nicht frei handelbar. Offiziell ist er an den US-Dollar gekoppelt, für einen Dollar bekommt man 15 Nakfa. Auf den Schwarzmarkt dagegen soll man das doppelte erhalten.

Um die Recherche abzukürzen habe ich bei der Deutschen Bundesbank gesucht und eine Liste der Euro-Referenzkurse gefunden. Sieger ist hier ganz klar die indonesische Rupiah, für einen Euro erhält man Anfang Juli 2016 rund 14.600 Rupiah. Nun muss man fairerweise dazu sagen, dass Indonesien trotz zahlreicher Probleme keineswegs ein besonders armes Land ist. Auch hier spielt eine Rolle, dass man bereits seit 1965 keine Währungsreform mehr durchgeführt hat.

Allerdings führt die Bundesbank keineswegs alle frei handelbaren Währungen auf. Ich habe mich deshalb noch mal beim Währungsrechner des Bankenverbandes auf die Suche gemacht. Leider gibt es dort keine übersichtliche Liste, ich hoffe deshalb, dass ich niemanden übersehen habe.

Südamerikanische Staaten tauchen erstaunlicherweise kaum ganz vorne auf. Vom Guaraní aus Paraguay erhält man immerhin rund 5.629 für einen Euro, aber das kommt nicht einmal an die indonesische Rupiah heran. Stattdessen liegt beim Bankenverband eine europäische Währung unter den Top 4 – und das, obwohl sie erst 1992 eingeführt wurde, nämlich der Weißrussische Rubel. Der wurde tatsächlich bis vor rund zwei Wochen (also bis zum 30. Juni 2016) mit 22.263 Rubel je Euro gehandelt. Allerdings ist man beim Bankenverband (beziehungsweise dessen Datenlieferant) nicht ganz auf dem neuesten Stand. Zum 1. Juli wurden nämlich vier Nullen gestrichen.

Sao Tome
Die Insel Sao Tomé. Foto: Maria Cartas (Informationen zur Lizenz durch Klick auf das Bild abrufbar).

Zu einem Platz auf dem Siegertreppchen hätte es ohnehin nicht gereicht, denn vom São-Tomé/Príncipe-Dobra erhält man immerhin 24.506 Einheiten für einen Euro. Das Land zählt nur rund 188.000 Einwohner und besteht aus mehreren Inseln vor der Westküste Afrikas in Äquatornähe. Möglicherweise also tatsächlich ein Reiseziel, wenn man seinen Kaffee gerne mit großen Scheinen bezahlt.

Währungen
Anzahl der Einheiten die man von der jeweiligen Währung für einen Euro erhält (Stand 11. Juli 2016)

Beliebt bei Touristen ist auch die Nummer Heimat von Nummer zwei, nämlich des Vietnamesischen Đồng. Von dem erhält man immerhin 24.734 Einheiten für einen Euro. Das ist beachtlich wenn man bedenkt, dass es erst 1985 eine Währungsreform gab.

Geschlagen wird der Đồng aber noch vom iranischen Rial. Ein Euro ist aktuell immerhin rund 33.316 Rial wert. Allerdings gibt es auch hier Pläne für eine Währungsreform. Zunächst wurde darüber nachgedacht eine neue Währung mit dem Namen Toman einzuführen. So hieß das Geld in Persien schon einmal, ehe man den Rial einführte, der seinen Namen von der spanischen Währung Real hat. 2011 dann wurde das Streichen von vier Nullen und die Umbenennung in Parsi beschlossen, umgesetzt wurde das aber bisher nicht.

Wer also gerne mit großen Scheinen bezahlen will, hat mehrere Ziele zur Auswahl. Ob das allerdings das wichtigste Kriterium sein sollte? Meiden sollte man zumindest Großbritannien mit seinen Kolonien und zahlreiche arabische Staaten wie Kuweit. Denn dort liegt der Wert einer Einheit über dem eines Euro. Für einen kuwaitischen Dinar müssen beispielsweise drei Euro hingelegt werden. Und wer nostalgisch an die Mark zurückgenkt, dem sei Bosnien empfohlen. Die dortige Währung heißt: Mark. Ihr Wert: 1,00 DM, also 0,511 Euro.