„Was die Deutschen verdienen: von drei Euro bis 9,8 Millionen“ lautet eine große Geschichte in der Süddeutschen Zeitung vom 15. Juli. Glücklicherweise fällt diese Überschrift in die Rubrik: So lügt man mit Statistik. Denn die Journalistin hat um die Schlagzeile reißerischer zu machen einmal den Stunden- und einmal den Jahreslohn herangezogen. Der Statistiker-Blog sagt dazu: Pfui. Zumal der Gehaltsunterschied auch so beeindruckend genug ist.
Drei Euro ist der niedrigste tarifliche Stundenlohn im Friseurhandwerk in Sachsen. Das bekommt ein ungelernter Angestellter im Friseurhandwerk. Im Monat sind es laut WSI-Tarifarchiv 492 Euro. Ein ausgelernter Friseur in Sachsen verdient nach der gleichen Quelle im Monat 615 Euro im ersten Arbeitsjahr. Das ist immer noch weniger als das, was ein Arbeitslosengeld 2- Empfänger bekommt. Die 9,8 Millionen des obersten Deutschbankers ergeben einen Monatslohn von 816.667 Euro. Das ist auch ohne Tricks ein gewaltiger Unterschied, genauer gesagt das 1.660-fache.
Auch sonst geht es in dem Artikel wild durcheinander. Stunden- stehen neben Jahreslöhnen, Brutto neben Netto und bei den Arbeitslosengeld 2 – Empfängern hat man nur einen Teil des Einkommens aufgeführt. Immerhin weißt die Journalistin darauf hin, dass sie die Leistungen für Unterkunft und Heizungen weggelassen hat. Allerdings auch weitere Sonderleistungen und Zuschläge. Dabei hätte sie die richtigen Daten im Internet finden können. Unterm Strich hat ein alleinstehender Arbeitslosengeld 2 – Empfänger demnach einen Bedarf von 640 Euro. So viel würde er also bekommen, wenn er kein Einkommen hat und nicht für Fehlverhalten sanktioniert wird.
Deutlich besser steht ein Absolvent der Betriebswirtschaftslehre dar. Er bekommt monatlich 4.210 Euro brutto. Damit gehört er als Alleinstehender schon zur Oberschicht. Zur Mittelschicht würde er ohne Frau und Kinder mit einem Nettoeinkommen zwischen 861 und 1844 Euro zählen.
Wer sich für das Thema interessiert schaut statt in die SZ am besten ins Tarifarchiv des WSI. Dieses zur Gewerkschaftsgruppe gehörende Institut listet Löhne aus einer Reihe von Berufen unter www.boeckler.de/275.html auf.
[…] großes Lob dagegen an den verantwortlichen Journalisten der SZ. Ich kritisiere ja gerne Berichte in Medien, doch hier haben zumindest einige Journalisten bessere Arbeit geleistet als mancher […]