Die Inflation ist schon da. Nämlich die Inflation an Berichten über die bevorstehende Inflation. Wenn alle sich über die angeblich bevorstehende Geldentwertung sorgen und Gold immer neue Höhen erklimmt, darf natürlich auch der Statistiker-Blog nicht abseits stehen.
Jeder kennt sie, die Geschichten aus den 1920er Jahren, als die Löhne zweimal am Tag ausgezahlt wurden und die Frauen die erste Hälfte mittags am Werkstor abholten um das Geld auszugeben, bevor es wertlos ist. Bis heute hat sich bei vielen Frauen dieser Instinkt erhalten und sie versuchen das Geld möglichst schnell auszugeben.
22,2 Milliarden Prozent betrug die jährliche Inflationsrate 1923 nach einer Berechung der Wirtschaftswissenschaftler Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff. In ihrem Buch „Dieses Mal ist alles anders“ haben sie acht Jahrhunderte Finanzkrisen analysiert und hatten das Glück, dass kurz vor Veröffentlichung zunächst die Finanzkrise und kurz nach Veröffentlichung die Staatsschuldenkrise die Welt heimsuchte.
Land | Anteil der Jahre mit einer Inflation über | Maximale Inflation im Jahr in Prozent | Höchste Inflation im Jahr | |
20% | 40% | |||
Ungarn | 15,7 | 3,6 | 963.000.000.000.000.000.000.000.000 | 1946 |
Griechenland | 13,3 | 5,2 | 30.200.000.000 | 1944 |
Deutschland | 9,7 | 4,3 | 22.200.000.000 | 1923 |
Polen | 28 | 17,4 | 51.699 | 1923 |
Nicaragua | 30,4 | 17,4 | 13.110 | 1938 |
Angola | 53,3 | 44,6 | 4.416 | 1915 |
Mexiko | 42,5 | 35,7 | 132 | 1987 |
zum Vergleich: Gesamtteuerung D | 436 | seit 1948 |
Darin lernen wird, dass die deutsche Inflation geradezu bescheiden war im Vergleich zu der, die sich wenige Jahre später in Ungarn abspielte. Ich habe die höchsten jährlichen Inflationsraten oben in einer Tabelle dargestellt und mir mal die Mühe gemacht, die Zahlen auszuschreiben. Grafisch lässt sich das leider nicht darstellen. Die ungarische Inflation mit 222 Quadrillion Prozent überragt selbst die griechische aus dem Jahr 1944 von 30,2 Milliarden sowie die deutsche so deutlich, dass man deren Balken gar nicht mehr sieht.
Geradezu lächerlich ist die Preissteigerung in Deutschland seit 1948. In den über 60 Jahren sind die Preise gerade mal um insgesamt 432 Prozent gesteigen, nur weniger mehr als die Preise in Deutschland im Oktober 1923 durchschnittlich in einer Woche stiegen.
Auffällig ist, dass in der Tabelle vor allem europäische Staaten auftauchen, afrikanische, asiatische und südamerikanische kaum. Allerdings zeigt ein Blick nach Mexiko, dass es dort zwar bisher nur eine „bescheidene“ Inflation von 131,8 Prozent gab, dass dafür allerdings die Preissteigerung seit 1800 in fast jedem zweiten Jahr (42,5 Prozent der Jahre) über 20 Prozent lag, in mehr als jedem dritten Jahr (35,7 Prozent) sogar über 40 Prozent.
Mittlerweile hat sich mit Simbabwe auch ein afrikanisches Land dazu gesellt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches war die Inflation dort aber noch im Gange. Mehr zu Simbawe im zweiten Teil dieser Serie am Montag. Im dritten Teil soll es dann um die stabilen Währungen gehen.
[…] hat die Hyperinflation (die im historischen Vergleich noch nicht einmal die schlimmste war) das Vertrauen in die Währung dermaßen beschädigt, dass der […]