Das Statistische Bundesamt hat in den vergangenen Tagen eine Reihe interessanter Statistiken veröffentlicht. Rund neun Millionen würden gerne mehr arbeiten, entweder weil sie bisher gar nicht arbeiten oder ihre Arbeitszeit ausdehnen wollen, teils obwohl sie bereits Vollzeit arbeiten. Die Einzelhandelsumsätze sind gesunken, die Zahl der Pensionäre dagegen gestiegen und 14,4 Prozent der Deutschen sind armutsgefährdet.

Die interessanteste Meldung kam aber erst einen Tag später: Der Rinderbestand ist weiter rückläufig. Er sank um 88.000 Tiere (0,7 Prozent). Das hört sich nicht viel an, ist aber die Fortsetzung eines dramatischen Niedergangs. 1990 gab es in Deutschland noch rund  19,5 Millionen Rinder. Im Jahr 2010 waren es noch 12,8 Millionen. Ein Rückgang um 34,2 Prozent in 20 Jahren. Die Zahl der ein bis unter zwei Jahre alten weiblichen Schlachtrinder sank sogar um 74,7 Prozent. Gestiegen ist dagegen die Zahl der sonstigen Rinder, die älter als zwei Jahre sind (sonstige heißt in diesem Falle nicht Milchkühe), nämlich um 73,0 Prozent. Zu dieser Gruppe gehören auch die Mutter- und Ammenkühe, deren Zahl sich von 1990 bis 2000 mehr als verdreifacht hat – für 2010 werden sie nicht mehr getrennt ausgewiesen. Möglicherweise steckt der Trend zum Fleisch von Milchkälbern hinter dieser Entwicklung.

Bei solchen Statistiken denkt man unweigerlich an ältere Herren, die in altmodisch eingerichteten Büros ohne Computer mit ihren Ärmelschonern sitzen und in endlose Papiertabellen Zahlen eintragen und über den Bedeutungsverlust ihrer Daten jammern. Immerhin werden die Zahl der Bienenvölker und Ziegen seit 1977 überhaupt nicht mehr erhoben. In der Schweinehaltung wurde in diesem Jahr Erfassungsgrenze angehoben.  Um die Auskunftspflichtigen zu entlasten, wurden circa 20 000 kleine Betriebe von der Auskunftspflicht befreit. Der Rückgang des statistisch erfassten Bestandes um rund 303 000 Schweine (– 1,1%) ist zum Teil darauf zurückzuführen, weshalb Aussagen zur Entwicklung des Schweinebestandes zum Vorjahresmonat nicht getroffen werden können.

Dabei kann man sich durchaus vorstellen, wie noch vor weniger als 100 Jahren Ministerien und Politiker den Zahlen entgegenfieberten wie heute den Daten zu den Umsätzen im Hochtechnolgiebereich. Heute dürfte außer landwirtschaftlichen Fachzeitschriften und dem Statisiker-Blog kaum jemand Notiz von den Daten genommen haben. Merke: Statisiker-Blog lesen lohnt sich.

Mehr dazu im Netz:

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