Wir bleiben beim Thema Urlaub. Einst war der Deutschen liebster Zeitvertreib, nach dem Urlaub mit den gemachten Schnäppchen zu prahlen. Günstige Schuhe aus Rom, eine superbillige Handtasche aus Venedig („echt Gucci“) und neue Hosenträger für Opa aus Pisa, auch sehr günstig. Und in Verona gab es diese tolle Designer-Jeans für nur 100.000 Lire (rund 50 Euro), kann man das glauben? Ach ja, und so ein antikes Stadion gab es in Verona auch noch, aber dafür war kein Zeit mehr.

Dann waren die 80er vorbei und Gier war nicht mehr so hoch angesehen. Das heißt, die Schnäppchenmentalität blieb, aber man durfte nicht mehr so damit angeben. Noch etwas später kam der Euro und bald darauf überholten viele inflationsgewohnte Urlaubsländer Deutschland. Heute sind in Italien, aber auch in Spanien und anderen Euroländern, viele Dinge teurer als bei uns. Wohin noch reisen? Hier hilft der Statistiker-Blog.

Wir stützen uns dabei streng auf wissenschaftliche Kriterien, nämlich den Big-Mac-Index des britischen Economist.

Big Mac Index Economist Grafik
Ein Big Mac ist in Norwegen besonders teuer, in der Ukraine dagegen sehr billig. Also nichts wie hin! Quelle: The Economist

Besonders billig ist der Bic Mac in der Ukraine. Das war übrigens schon vor der Krise so. Der Index wird seit 1986 erhoben, ich habe Daten seit 2000 bekommen, allerdings gehen die Zeitreihen nicht für alle Länder so weit zurück. Indien beispielsweise ist erst seit 2011 vertreten, laut Wikipedia wurde der Burger dort vorher aus religiösen Gründen nicht angeboten, Kühe haben im Hinduismus bekanntlich einen besonderen Stellenwert.

Am anderen Ende der Skale finden sich viele skandinavische Staaten. Wenig überraschend ist der Big Mac in reichen Staaten teurer. The Economist hat deshalb den Bic Mac Preis in Bezug zum Bruttoinlandsprodukt gesetzt und versucht so, über- oder unterbewertete Währungen zu erkennen. In Hong Kong ist der Bic Mac beispielsweise deutlich billiger als in Spanien, obwohl das BIP in beiden Ländern ähnlich hoch ist. In Brasilien ist er dagegen teurer als in Finnland, obwohl das Bruttoinlandsprodukt der Skandinavier um ein Vielfaches höher ist.

Natürlich ist nicht nur die Ableitung einer Überbewertung, sondern das Heranziehen eines Burgers für den Kaufkraftvergleich ganz allgemein, mit Vorsicht zu genießen. Zwar enthält ein Big Mac Gemüse, Fleisch, Brot und Arbeitskraft und damit viele wesentlichen Produkte, doch natürlich wird damit nicht automatisch eine Aussage über den Preis anderer Produkte getroffen. Zumal besondere Steuern das Ergebnis verzerren können. Außerdem schwanken die Produkte internationaler Firmen meist weniger stark als die einheimischer Anbieter.

Niemand muss also nur der Schnäppchen wegen in die Ukraine reisen. Auch Italien darf ein Reiseziel sein, obwohl der Big Mac dort trotz niedrigeren BIP teurer ist als in Deutschland.



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One thought on “Kaufkraft im Urlaub”

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