Ich hatte ja vor kurzem die Frauenquoten in sogenannten Männerberufen und die Männerquoten in sogenannten Frauenberufen unter die Lupe genommen und schon angekündigt, dass ich mich mit dem Thema noch mal befassen will.

Vergleich einmündende Bewerber - alle Bewerber
In diesen sechs Berufen sind weniger als 10 Prozent der Bewerber Männer (grauer Balken). Bei den Bewerbern, die eine Ausbildungsstelle erhalten (einmündende Bewerber) ist der Anteil der Männer meist noch geringer. Sie finden also mit Ausnahme der Medizinischen Fachangestellten ("Arzthelfer") schwerer einen Ausbildungsplatz. Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Für einen Azubi müsste es doch eigentlich hervorragend sein, einer von wenigen Männern oder eine von wenigen Frauen unter allen Bewerbern zu sein. Schließlich haben gemischte Belegschaften viele Vorteile gegenüber reinen Frauen- oder Männerteams. Und selbst wenn viele Arbeitgeber das nicht einsehen, bei einer Frauenquote von 99,0 Prozent bei Zahnmedizinischen Fachangestellten sollten auch wenige aufgeklärte Arbeitgeber ausreichen.

Umso erstaunter war ich, als ich die Zahl der Bewerber mit der Zahl der einmündenden Bewerber verglichen habe. Einmündende Bewerber sind all Jene, die dieses Jahr eine Ausbildungsstelle gesucht und gefunden haben. Tatsächlich finden Männer in fast allen Frauenberufen schwerer eine Stelle als ihre weiblichen Konkurrentinnen. Bei Zahnarzthelfern sind beispielsweise nur 0,6 Prozent der einmündenden Bewerber männlich. Nur bei den Medizinischen Fachangestellten sind die Jungs etwas erfolgreicher (in den Grafiken habe ich aus Platzgründen teilweise die umgangssprachlichen Begriffe wie Arzthelfer verwendet).

Frauen in Männerberufen
Auch Frauen in Männerberufen haben es schwer. Unter den einmündenden Bewerbern (blau) ist ihr Anteil meist geringer als der ohnehin niedrige Anteil an allen Bewerbern (grau). Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Bei den Frauen ist der Zusammenhang nicht ganz so stark, zumindest nicht wenn man alle Berufe betrachtet, in denen die Männer eine 2/3-Mehrheit haben. Von den 15 bei den Männern beliebtesten Ausbildungsberufen sind in elf weniger als ein Drittel Frauen. In vier davon sind Frauen erfolgreicher oder ähnlich erfolgreich wie ihre männlichen Konkurrenten, bei den Männern nur in einem von elf „Frauenberufen“.

Trotzdem müssen wir auch hier feststellen: Beide Geschlechter haben es in Berufen, die allgemein als typisch für das andere Geschlecht gelten, nicht etwa leichter, sondern eher schwerer. Sehen wir uns die sieben Berufe an, in denen männliche Bewerber mehr als 90 Prozent ausmachen, sind die Frauen sogar nur in zwei Berufen erfolgreicher, nämlich bei den Industriemechanikern und den Fachlageristen.

Allerdings haben wir hier nur wenige Berufe angesehen und viele Jugendliche Ausbildungssuchende sind gar nicht bei einer Agentur für Arbeit oder einem Jobcenter gemeldet. Möglich also, dass man bei einer breiter angelegten Untersuchung ein weniger unerfreuliches Bild bekommen würde. Einen eindeutigen Minderheitsbonus scheint es aber nicht zu geben.

3 thoughts on “Männer müssen draußen bleiben – Frauen auch”
  1. Ich kenne viele männliche Zahnärzte. Vielleicht möchte kein Mann Arzthelfer lernen, da sie sonst kein Konkurrenz Denken pflegen können. 0,6 Prozent sind schon eine sehr kleine Anzahl an männlichen Arzthelfern. Danke für die Statistik!

  2. bei einem männlichen Zahnarzthelfer weiß der Zahnarzt sofort, dass der nachher noch studieren geht. Die bleiben nicht lange. Dahinter steht das Denken, dass die Frauen nachher eh nur Teilzeit Zuverdienerinnen sind, die männer aber die Familie ernähren müssen und daher oft andere Ambitionen mitbringen. Daher bevorzugt man die Frauen für Frauenberufe.

  3. So stark unterscheiden sich ja die Bewerberzahlen nicht von den erfolgreichen Bewerbungen – es wäre sicher interessant zu wissen, bei welchen Berufen ein besonderer Druck (Überangebot an Bewerbern) bestand und umgekehrt. Erst dann könnte man schließen, ob ein Mädchen/Junge-Problem vorliegt. (Wenn 500 Friseure gesucht wurden und 460 Mädchen und 40 Jungs haben sich beworben, dann ist das halt so und jeder hat seine Stelle gekriegt.)

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