Was es heute nicht alles gibt. Der Fachinformatiker beispielsweise wurde erst 1997 eingeführt und gehört heute zu den beliebtesten Ausbildungsberufen. Auch neu ist die Ausbildung zum Werksfeuerwehrmann – oder zur Werksfeuerwehrfrau – und 2013 kamen die Fachkraft für Metalltechnik und der Stanz- und Umformmechaniker mit dazu. Wen die Änderungen der vergangen Jahre interessieren, der findet eine Übersicht dazu im Berufenet der Bundesagentur für Arbeit.

Grafik Berufe seit 1971
Zahl der Berufe nach dem Bundesausbildungsgesetz seit 1971

Jahr für Jahr gibt es neue und mehr Berufe, so scheint es. Eine Statistik des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt aber das Gegenteil. Die Zahl der Ausbildungsberufe sinkt fast kontinuierlich. 1971 gab es noch über 600 Ausbildungsberufe, 2011 waren es nur noch 345. Allein von 1972 bis 1973 reduzierte sich die Zahl der Berufe um über 100.

Beim BIBB erklärt man das mit dem demographischen Wandel und dem Trend zu höheren Abschlüssen. Damit es überhaupt noch genug Schüler für einen wohnortnahen Unterricht gibt (zumindest bei den beliebteren Ausbildungsberufen), muss man die Spezialisierung reduzieren.

Das heißt, Berufe verschwinden meist nicht, weil sie ersatzlos abgeschafft werden wie der Schriftschneider (1972 abgeschafft), der Wagner (2008) oder der Uhrspiralregler (1972). Die Liste der Ausbildungsberufe ohne Nachfolgeberufe ist kurz und die meisten wurden bereits 1972 abgeschafft. Der letzte Ausbildungsberuf, der ohne Nachfolgeberuf abgeschafft wurde, war 2009 der Schiffszimmerer.

Meistens aber werden mehrere verschiedene Ausbildungsberufe zu einem zusammengefasst wie beispielsweise die insgesamt sechs Formen des Technischen Zeichners und des Technischen Produktdesigners zu jetzt nur noch dem Technischen Produktdesigner (mit zwei Fachrichtungen) und dem Technischen Systemplaner (mit drei Fachrichtungen). Oft leben die alten Berufe dann als Spezialisierung weiter. Allerdings hat sich auch die Zahl der Berufe mit verschiedenen Fachrichtungen oder Schwerpunkten in den vergangene zehn Jahren laut BBIG nicht erhöht (herzlichen Dank übrigens an das BIBB und die Bundesagentur für Arbeit für die schnelle Antwort noch am gleichen Tag).

So sind auch der Fotolaborant und der Fotomedienlaborant zum 1. August zumindest nicht einfach verschwunden, sondern mit dem Dekorvorlagenhersteller zum Mediengestalter Digital und Print verschmolzen und leben zumindest als Fachrichtung weiter.

2 thoughts on “Mehr oder weniger Ausbildungsberufe?”
  1. Deutschland hat viel zu viele Berufe. ist total unpraktisch, allein 4 Berufe für Bürokaufleute mit unterschiedlichen Namen. In den anderen Ländern gibt es diese Überspezialisierung nicht in dem Bereich, Österreich und Dänemark haben viel weniger.

  2. Mal wieder eine sehr interessante Statistik! Mir ist das Phänomen der aufhörenden Spezialisierung im Marketingbereich aufgefallen: Vor kurzem arbeitete ich mit einer Agentur zusammen, die letztlich alles anbot. SEO und Social Media sowie klassisches Marketing. Marketingspezialisten müssen irgendwie alles können; eierlegende Wollmilchsäue mit hohem Maß an Kreativität sein. Interessant, dass sich meine Beobachtungen in diesem einen Bereich mit anderen Bereichen zu decken scheinen.

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