Möglichst früh in Rente – davon träumen fast alle Deutschen und dafür nehmen sie einiges in Kauf. Beispielsweise Vorruhestandsmodelle, bei denen man zunächst für ein Teilzeitgehalt voll arbeiten muss, dafür aber in der Freistellungsphase bezahlt zu Hause bleiben darf. Die echte Altersteilzeit, bei der man im Alter die Arbeitszeit reduziert, findet dagegen kaum Anklang bei den Unternehmen. Dabei sind Vorruheständler oft unzufrieden, wie Professor Axel Börsch-Supan, Direktor des „Munich Center for the Economics of Aging“ im Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik, bei einer Veranstaltung der Bundesagentur für Arbeit zum Thema „Ältere am Arbeitsmarkt“ berichtete.
Offenbar schätzen viele Ältere den Nutzen des Ruhestands falsch ein. Denn eine der überraschendsten Erkenntnisse, die der Forscher vortrug, war, dass die Lebenszufriedenheit von Frührentnern ein Jahr nach Renteneintritt deutlich abnimmt und niedriger liegt als bei gleichaltrigen Werktätigen. Dabei ist bereits berücksichtigt, dass Frührentner oft eine angeschlagene Gesundheit, weniger Geld oder andere Einschränkungen haben. Der Effekt ist so deutlich, dass Ungenauigkeiten des Modells wohl nicht der Grund für den Rückgang sind, sondern tatsächlich der Vorruhestand.
Hinzu kommt, dass nach dem Renteneintritt die kognitive Alterung beschleunigt wird und die Zahl von Freunden und Bekannten abnimmt. Das kann man auch im Ländervergleich feststellen, in Ländern mit vielen Frührentnern schneiden Ältere bei Test der geistigen Leistungsfähigkeit durchschnittlich schlechter ab.
Überraschend ist auch ein anderes Ergebnis des Forschers. Demnach sind ältere Menschen heute trotz gestiegener Lebenserwartung keineswegs länger gesundheitlich eingeschränkt. Sie leben zwar länger, bleiben aber auch länger gesund.
Dagegen ist eine Reihe von anderen Ergebnissen weniger überraschend. So liegt die Produktivität von Älteren nicht zwangsläufig niedriger. Sie arbeiten langsamer, machen aber weniger grobe Fehler. Auch die These, dass Ältere den Jüngeren die Jobs wegnehmen, hält der Forscher für Humbug.
Es tut mir leid, das sehe ich immer noch nicht. Wir reden von Seite 6 des verlinkten Textes, oder?
Dort sehe ich bestenfalls keine Korrelation. Belgien und Deutschland: Arbeitslosigkeit gleich, Frührenter unterschiedlich. Spanien und Großbritannien: Frührentner gleich, Arbeitslosigkeit unterschiedlich. Aber was belegt das? Und die rotgepunktete Linie scheint mir einigermaßen willkürlich gelegt. Wenn man sie bei 60% beginnen lässt, kommt ihr Holland als Arbeitsplatz-Star gefährlich nahe.
Zu belegen wäre: Frührenter gehen zurück, Arbeitslosigkeit auch, externe EEffekte können ausgeschlossen werden. Oder liege ich da falsch?
Doch, er verweist darauf, dass Länder mit hohem Anteil an Frührentnern keine niedrigeren, sondern in der Tendenz eher höhere Arbeitslosenquoten haben. Der Umkehrschluss, dass mehr ältere Arbeitnehmer mehr Arbeitsplätze bedeuten wäre aber falsch (und wird von Prof. Börsch-Supan auch nicht aufgestellt), weil natürlich auch gilt: Länder mit schwieriger Arbeitsmarktsituation versuchen sich eher mit Frühverrentungsprogrammen zu helfen. Mehr dazu hier: http://doku.iab.de/veranstaltungen/2013/wtp_2013_boersch-supan.pdf
Auch die These, dass Ältere den Jüngeren die Jobs wegnehmen, hält der Forscher für Humbug.
Einen Beleg für seine Auffassung scheint er aber nicht zu liefern, oder? Das wäre sicher interessant.