Mit Daniel Gottlob Moritz Schreber ist es ein bisschen wie mit John Harvey Kellogg. Beide hatten äußerst rigide Ansichten zu Sexualität, Moral und Erziehung und bei beiden ist heute die Person nur wenigen, ihre „Erfindung“ aber Tausenden bekannt.
Kellogg war der Meinung, dass Sexualität selbst zu Fortpflanzungszwecken zu Verblödung führe und lehnte jegliche körperlichen Genüsse ab, weshalb er zusammen mit seinem Bruder nach nichts schmeckende Maisflocken (Corn Flakes) erfand um den Amerikanern eine asketische Alternative zu Speck, Bohnen und Toast zu geben. Als letzter deren Geschmack durch die Beigabe von Zucker verbesserte, zerstritten sich beide.
Schreber suchte Methoden zur Verhinderung von Masturbation, erzog seine Kinder nach Art chinesischer Bestsellerautorinnen unerbittlich und schrieb mehrere Erziehungsratgeber. Vom derart pädagogisch wertvoll aufgezogenen Nachwuchs wurden drei geisteskrank, einer davon landete bei Sigmund Freud auf der Couch.
Aber damit haben wir uns ziemlich von der Statistik entfernt, zumal die Schrebergärten, um die es hier gehen soll, zwar eine Idee Schrebers aufgreifen, allerdings deren erster Verein 1864 in Leizpig von Ernst Innozenz Hauschild gegründet wurde.
Bis heute gibt es deshalb nur in Berlin in Hamburg mehr Schrebergärten als in Leipzig. Und unter den 13 Städten mit mindestens 4.000 Gärten hat keine je 1.000 Einwohner mehr Schrebergärten. 62 gibt es dort je 1.000 Einwohner, in Nürnberg auf Platz zwei sind es nur 47. Der Kleingärtner-Landesverband Sachsen ist ganz nebenbei mit rund 218.000 Mitgliedern auch mit Abstand der größte in Deutschland.
Absolut gesehen liegen natürlich Berlin und Hamburg mit 69.300 beziehungsweise 36.000 Gärten vorne. Weil mit Ausnahme der beiden Städte sowie Köln, Frankfurt und Stuttgart die übrigen Orte ähnlich groß sind, entspricht die in der Grafik gewählte Sortierung nach Schrebergärten je 1.000 Einwohnern mit den genannten Ausnahmen relativ gut auch der nach der absoluten Zahl der Gärten.
Schlusslicht ist München mit nur sechs Gärten je 1.000 Einwohner. Darüber ob es Zufall ist, dass die einzigen überwiegend katholischen Städte unter den letzten drei stehen, lässt sich nur spekulieren. Im Falle von München und Stuttgart spielen womöglich auch die hohen Bodenpreise eine Rolle.
36 Prozent der Fläche werden übrigens zum Obst- und Gemüseanbau genutzt, 24 Prozent sind Rasen und Wiese und 22 Prozent sind von Zierpflanzen und Blumenbeeten belegt. Die übrigen 18 Prozent entfallen auf Wege und die obligatorische Kleingartenlaube.