Die Wochenzeitung DIE ZEIT hat eine Serie mit guten Nachrichten begonnen. Das ist lobenswert und mutig. Lobenswert, weil zum realistischen Blick auf die Gegenwart die guten und die schlechten Nachrichten gehören und mutig, weil man sich so schnell dem Vorwurf der Naivität aussetzt.

Statistiker kennen das. So wurden die rückläufigen Arbeitslosenzahlen zunächst von niemandem geglaubt, während der deutliche Anstieg der Arbeitslosen 2005, der tatsächlich zum großen Teil ein statistisches Phänomen war (weil viele Sozialhilfeempfänger zuvor nicht arbeitslos gemeldet waren), kaum hinterfragt wurde.  Auch die Statistiken über rückläufige Jugendkriminalität oder weniger Selbstmorde, niemand will es höheren und wenn doch, glaubt es keiner, schon gar nicht in Deutschland.

Die Serie ist also durchaus zu begrüßen. Jüngst ging es darum, dass immerhin 36 Prozent der Deutschen der Meinung sind, dass es uns wirtschaftlich immer schlechter geht. Dass es so verhältnismäßig wenige sind liegt wohl daran, dass man diesen wirtschaftlichen Aufschwung  auch negativ sehen kann („spätrömische Dekadenz“).

Tatsächlich sprechen die Statistiken gegen die These vom Niedergang, auch wenn der Wohlstandsgewinn für die Beschäftigten in den vergangenen 20 Jahren eher mickrig war – ein kleines Plus bleibt trotzdem.

Deshalb stellt sich die Frage, warum man einen Artikel zu dem Thema mit einer Statistik ohne jede Aussagekraft schmückt. Die zeigt den Rückgang der Arbeitszeit der beschäftigten Arbeitnehmer seit 1970 von 1.880 auf 1.320 Stunden. Nur leider wurde dabei übersehen, dass immer mehr Menschen Teilzeit arbeiten, die zuvor gar nicht gearbeitet haben.

Beispiel gefällig? Bei einem Paar hat der Mann zunächst 40 Stunden gearbeitet, die Frau gar nicht. Jetzt beginnt sie zu arbeiten, zunächst 20 Stunden pro Woche. Die durchschnittliche Arbeitszeit des Paares sinkt damit auf 30 Stunden, obwohl mehr gearbeitet wird.

Eine bessere Statistik kenne ich leider nicht. Denn die Schlussfolgerung, dass das Paar nun 70 statt 40 Stunden arbeitet wäre genauso falsch. Möglicherweise hat man dafür eine Putzhilfe eingestellt oder isst jetzt häufiger außer Haus, womit weniger (statistisch hier nicht erfasst) Hausarbeit anfällt. Es bleibt schwierig.