Die These gehört an jeden guten Stammtisch, dass die Dummen sich vermehren und die Schlauen langsam aussterben. Der Film Idiocracy zeichnet das Bild eines Amerika im Jahr 2505, das durch die unkontrollierte Vermehrung der Idioten und die mangelnde Fortpflanzungsbereitschaft der Intelligenten verdummt ist. Aber stimmt das auch?

Nun ist Intelligenz ein zu schwammiger Begriff. Daten zur Kinderzahl nach IQ gibt es nicht und ohnehin ist der Intelligenzquotient eine äußerst umstrittene Sache. Relativ gute Informationen gibt es aber zur Kinderzahl nach Bildungsstand, auch wenn sich Bildung und Intelligenz bekanntlich nicht immer gleichsetzen lassen.

Kinderzahl nach Bildungsstand. Rot: kinderlos; Dunkelgrau: ein Kind; Hellgrau: zwei Kinder; Schwarz: 3 oder mehr Kinder.

Im Hinblick auf die Bildung ist die Sache klar. Frauen mit hoher Bildung bleiben öfter kinderlos und haben seltener drei oder mehr Kinder. 21 Prozent der Frauen zwischen 40 und 75 Jahren mit einem hohen Bildungsabschluss hatten 2006 keine Kinder, dagegen nur 14 Prozent der mit einem niedrigen Abschluss. Dagegen hatten nur 15 Prozent drei oder mehr Kinder, dafür 26 Prozent der Frauen mit niedrigem Bildungsabschluss.

Was schließen wir daraus? Zunächst einmal nicht viel. Man sollte die Daten nicht überinterpretieren, denn es bleiben ein paar Fragezeichen. So wäre es möglich, dass weitere Faktoren eine Rolle spielen. Beispielsweise ist die Altersspanne mit 40 bis 75 sehr groß. Bei den Frauen im Alter von 70 bis 75 könnte die Kinderzahl noch höher liegen, gleichzeitig haben sie seltener hohe Schulabschlüsse als beispielsweise die 40 bis 50-Jährigen.

Frauen mit hohem Bildungsgrad mit und ohne Kindern in den Neuen Ländern und Insgesamt.

Denkbar auch, dass die Migrantinnen hier eine Rolle spielen. Die in der Kinderzahl-Debatte oft herangezogenen Türkinnen haben beispielsweise oft niedrigere Schulabschlüsse, aber mehr Kinder.

Interessant ist aber, dass dieser Effekt im Osten nicht auftritt. Dort sind sogar Frauen mit mittlerem oder hohem Bildungsstand seltener kinderlos (acht Prozent) als Frauen mit niedrigem (13 Prozent). Allerdings hat ein großer Teil dieser Frauen ihre Kinder noch zu DDR-Zeiten bekommen.

Fazit: Ob unser Sozial- und Bildungssystem und unsere Arbeitswelt qualifizierten Frauen das Kinderkriegen vergällt, kann so einfach nicht beantwortet werden. Erst recht nicht die Frage, ob die Schlauen aussterben. Die Daten bieten aber ein Indiz dafür, dass Frauen mit hoher Bildung lieber kinderlos bleiben und dass das auch anders ginge.