Überstunden sind seit Jahren ein großes Thema am Arbeitsmarkt, auch wenn die Aufregung darüber schon wieder deutlich nachgelassen hat. Vor allem Gewerkschaften argumentieren gerne so: Wenn alle Arbeitnehmer nur noch ihre reguläre Arbeitszeit leisten würden, könnte man die bisher während der Überstunden geleistete Arbeit auf arbeitslose Menschen verteilen.
Arbeitgeber halten gerne dagegen, dass die Überstunden notwendig wären, um flexibel auf Auftragsschwankungen zu reagieren. Außerdem fände man teilweise nicht die gewünschten Mitarbeiter. Wenn selbst der Headhunter nicht mehr weiterhelfen kann, müssen die verbliebenen Mitarbeiter eben länger arbeiten.
Nun kann ich leider nicht die spannende Frage beantworten, wie viele Überstunden sich tatsächlich durch das Einstellen von Arbeitskräften ersetzen liesen, wohl aber einen Blick auf die Entwicklung geben.
Tatsächlich ist die Zahl der Überstunden seit dem Jahr 2000 gesunken. Auffällig ist, dass deren Zahl selbst auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise 2008 und 2009 noch sehr hoch ist. Allerdings sagt uns diese Übersicht noch nicht viel über die Bedeutung von Überstunden, weil sich im gleichen Zeitraum ja auch das Arbeitsvolumen insgesamt verändert hat.
Eine Übersicht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, zeigt, dass der Anteil der Überstunden am Arbeitsvolumen seit 1990 deutlich zurück gegangen ist, von 3,7 auf 2,7 Prozent. Genauer gesagt müsste man aber sagen, der bezahlten Überstunden, denn nur die werden in den meisten Statistiken erfasst.
Das IAB hat sich aber auch die Mühe gemacht, die unbezahlten Überstunden durch eine Umfrage zu erheben beziehungsweise zu schätzen. Deren Zahl ist im gleichen Zeitraum leicht gestiegen, ein Teil des Rückgangs der bezahlten Überstunden geht also schlicht darauf zurück, dass die Arbeit jetzt nicht mehr bezahlt wird.
Unterm Strich ist der Anteil der Überstunden – bezahlt oder unbezahlt – am Arbeitsvolumen allerdings gesunken, vom Höchststand 1995 mit 6,7 Prozent auf 5,6 Prozent im Jahr 2010.
Über die Gründe kann ich nur spekulieren, am wahrscheinlichsten erscheint mir aber, dass die Zunahme von Arbeitszeitkonten hier eine Rolle spielt. Dadurch wird ein großer Teil der Mehrarbeit nicht mehr ausbezahlt, sondern wieder abgefeiert – oder er verfällt, weil Kappungsgrenzen überschritten wurden und trägt damit zum Anstieg der unbezahlten Überstunden bei.
Jedenfalls wird alles nach dem Gesetzt geregelt: „Der Gesetzgeber macht klare Vorgaben, wann und in welcher Höhe Mehrarbeit erlaubt ist. So dürfen Überstunden nur geleistet werden, wenn dies im Tarifvertrag, im Arbeitsvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung festgehalten ist. Oder wenn es dringende betriebliche Gründe erfordern. Insgesamt darf die Arbeitszeit jedoch nicht länger als zehn Stunden pro Tag betragen.“ heißt es beim „Markt und Mittelstand“ Also es ist dringend empfohlen vor dem Unterschreiben des Vertrags die Überstundenfrage mit dem Arbeitgeber zu regulieren.
Quelle: http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/strategie-personal/unbezahlte-ueberstunden-die-regel/
Das stimmt, hier aber zwei Quellen, die sich mit dem Thema unbezahlte Überstunden befassen. Die zweite ist schon etwas älter, die erste dürfte daher deutlich interessanter sein zumal hier auch erklärt wird, warum die unbezahlten Überstunden bisher oft außen vor bleiben.
http://www.iab.de/389/section.aspx/Publikation/k121106t04
http://www.iab.de/389/section.aspx/Publikation/k040802a02
Ich finde es schade, dass die unbezahlten Überstunden keine Relevanz in den öffentlichen Statistiken haben. Schließlich wird dadurch der Arbeitseinsatz viel zu gering angesetzt und kann die Arbeitsproduktivitätsstatistiken verzerren. Während Arbeitgeber mittels unbezahlten Überstunden Personalkosten einsparen und der Faktor Arbeit damit billiger wird, stärken sie durchaus ihre kostenseitige Wettbewerbsposition. Aber Arbeitnehmer senken dadurch ihren effektiven Stundenlohn und verlieren Arbeitsentgelt und Freizeit.