BILD deckt auf: Dicke Männer verdienen mehr als dünne. Das habe das Institut Zukunft der Arbeit (IZA) herausgefunden. Bei Frauen sei es allerdings umgekehrt. Hat BILD hier mal wieder was falsch verstanden?

Alter vergessen?

Mein erster Verdacht: BILD hat einfach vergessen, das Alter zu berücksichtigen. Der eine oder andere Mann neigt im Alter schließlich zu etwas mehr Bauch und das Gehalt steigt mit zunehmendem Alter tendenziell an. Vor allem 20 bis 29-Jährige verdienen deutlich weniger als Kollegen jenseits der 50, aber auch bei den 30 bis 39-Jährigen ist der Effekt noch deutlich.

Ein Blick in die Pressemitteilung des IZA ist leider nicht sehr hilfreich. Dort heißt es lediglich, dass der Gesundheitszustand mit berücksichtigt worden wäre. Ein Blick in die Studie selbst zeigt aber, dass auch das Alter mit eingeflossen ist.

Viele Faktoren

Tatsächlich haben die Forscher jede Menge Einflüsse mit berücksichtigt, auch die Zahl der Kinder, die Ausbildung und die Herkunft werden berücksichtigt. Sogar ob die Person geschieden ist, fließt in die Untersuchung ein.

Nun kann natürlich die beste Analyse nie alle Faktoren kontrollieren. Allerdings haben die Forscher zumindest nicht grob geschlampt und BILD hat auch nichts völlig falsch verstanden. Immerhin schreibt die Zeitung sogar, dass weniger das Gewicht selbst als vielmehr die damit ein Stück weit einhergehende unterschiedliche Kraft der Auslöser sein könnte.

Nur in der Produktion

Was dagegen nicht im Text steht: Der Effekt lässt sich nur bei Mitarbeitern messen, die in der Produktion arbeiten. Bei Büroangestellten gilt die Gleichung mehr Gewicht = mehr Einkommen nicht. Außerdem steigt das Einkommen auch nicht mit jedem Gramm an, es werden schlicht in Produktionsberufen untergewichtige Männer schlechter bezahlt. Das könnte tatsächlich an der Kraft liegen, sei es weil ein kräftiger Maurer tatsächlich mehr leistet oder nur, weil der Chef ihn für leistungsfähiger hält als den untergewichtigen Kollegen.

Fazit

Leider hat BILD nicht grob gepatzt, tatsächlich verdienen Männer mit leichtem Übergewicht mehr als untergewichtige Kollegen, allerdings nur in der Produktion. Bei Frauen sinkt das Einkommen tatsächlich mit steigendem Gewicht. Möglicherweise liegt das an Schönheitsidealen oder Rollenerwartungen, auch wenn niemand ausschließen kann, dass die Forscher doch etwas übersehen haben.

Leider ist es in den Wissenschaften nicht unüblich, dass Studien, die nicht die These des Forschers bestätigen, in den Schubladen verschwinden, der sogenannte Publication Bias. Auch wenn der Statistiker-Blog kein wissenschaftliches Journal ist und auch nicht sein will, veröffentliche ich das Ergebnis meiner Recherche deshalb trotzdem, auch wenn BILD hier keinen großen Fehler gemacht, sondern nur gewohnt oberflächlich berichtet hat.