Nach so vielen ernsten Beiträgen soll es jetzt mal wieder um die leichteren Themen gehen, wie es beim Statistiker-Blog ja gute Tradition ist. Das Thema Alkohol hatten wir schon lange nicht mehr, sind heute Wein und Bier die Themen.

Bier
Wein oder Bier? Die Vorlieben sind regional verschieden.

Schon vor fast fünf Jahren habe ich ja darüber geschrieben, dass in Deutschland trotz rückläufigem Bierkonsum die Zahl der Brauereien steigt. Das ist eine doppelt gute Nachrichten, denn bekanntlich ist Alkohol eine ziemlich heftige Droge ist, der jedes Jahr viele Menschen zum Opfer fallen. Wein und Bier sind aber auch einfach lecker und deshalb ist es gut, wenn die Verbraucher mehr auf Qualität als auf Quantität achten.

Diese Entwicklung hat sich im Prinzip fortgesetzt. 2016 gab es 1.408 Braustätten, 2011 waren es noch 1.347 gewesen. Allerdings ist zuletzt auch die erfasste Biermenge angestiegen. Nicht aber wegen eines höheren Konsums in Deutschland, sondern wegen deutlich höherer Exporte in Länder außerhalb der EU. Wobei leider aus der Statistik nicht hervor geht, in welchem Maße gleichzeitig auch die Importe stiegen. Die Statistik wird nämlich auf Basis der Biersteuer erstellt. Das heißt, dass Exporte zwar gesondert erfasst werden, weil sie steuerbefreit sind, nicht aber Importe. Die werden genauso wie Inlandsproduktionen besteuert.

Wie sieht es beim Wein aus? Hier ist es noch komplizierter. Denn nur ein kleiner Teil des hierzulande konsumierten Weines wird auch in Deutschland produziert. Gerade Rotwein kommt oft aus dem Ausland. Wirklich gut erfasst ist allerdings vor allem der Weinbau.

Weinberg
Weinberge in Franken

Hier sind die Daten eindeutig. Von 2007 bis 2016 sank die in Deutschland produzierte Wein- und Mostmenge um rund zwölf Prozent. Getroffen hat das vor allem die günstigen Weine, also Tafel- und Landweine. Sie verzeichnen in nur neun Jahren einen Rückgang um 42 Prozent. Bei Qualitäts- und Prädikatsweinen ging die Produktion „nur“ um rund zehn Prozent zurück. Ohnehin haben Land- und Tafelweine aber nur einen geringen Anteil, 2007 waren es gerade mal 5,5 Prozent, 2016 noch 3,7 Prozent.

Insgesamt ist die Produktion von Rotwein und Rotweinmost stärker gesunken als die bei Weißwein und Weißweinmost. Lange Zeit versuchten sich deutsche Winzer mit Rotweinen, weil die beim deutschen Weintrinker immer beliebter wurden. Allerdings oft nur mit mäßige Erfolg, für dunkle Rotweine ist in Deutschland vermutlich zu wenig Sonne. Wohl deshalb besinnen die Winzer sich wieder stärker auf den Weißwein. Jedenfalls sank die Wein- und Mostmenge von 2007 bis 2016 beim Rotwein um 19 Prozent auf 3.369 Tausend Hektoliter, beim Weißwein nur um neun Prozent auf 5.643 Tausend Hektoliter. Wobei beim Rotwein nicht nur der Rosé mitgerechnet wird, der ja aus roten Trauben gemacht wird (die aber wie Weißwein ohne Maische vergoren werden), sondern auch der Rotling, bei dem grüne Trauben (also „Weißweintrauben“) mit verarbeitet werden.

Beim Wein liegt Deutschland im Mittelfeld. Weinverbrauch pro Kopf in Litern in ausgewählten Ländern; Quelle: Office International de la Vigne et du Vin

Zuletzt ist die Weinmenge allerdings weitgehend gleich geblieben. Im Jahr 2016 lag sie mit 9.013 Tausend Hektolitern etwa auf dem Niveau von 2012 (9.012 Tausend Hektoliter). Gegenüber dem Vorjahr gab es sogar ein kleines Plus von 2,2 Prozent bei der Weinmostherstellung. Wichtigste Anbaugebiete sind Rheinhessen mit 29 Prozent der Weinerzeugung, Pfalz (19 Prozent), Mosel (13 Prozent), Baden (14 Prozent), Württemberg (13 Prozent) und Franken (5 Prozent).

Wie sich der Weinkonsum entwickelt hat können wir daraus natürlich noch nicht schließen, denn die Importe fehlen. Das Deutsche Weininstitut erstellte eine genauere Bilanz. Dabei werden die Weinimporte addierte, die Weinexporte abgezogen. Auf diesem Feld kann man Deutschland übrigens nichts vorwerfen, das Land importiert rund 16 Millionen Liter Wein und exportiert nur rund 4 Millionen Liter. Zieht man noch die 750.000 Hektoliter Weinmost ab, die zu Essig verarbeitet oder destilliert werden und teilt das durch die Gesamtbevölkerung, dann kommt 2013/2014 man auf einen theoretischen Weinverbrauch von rund 24,4 Liter pro Kopf. Das ist etwas mehr als die 23,8 Liter fünf Jahre zuvor. Wobei sich die 24,4 Liter natürlich sehr ungleich auf die Bevölkerung verteilen, zumal bei der Gesamteinwohnerzahl ja auch Kinder mit enthalten sind. Anders als noch vor 100 Jahren trinken die heute kaum noch Alkohol.

One thought on “Wein auf Bier, das rat‘ ich dir.”
  1. Dass die Anzahl der Brauereien steigt, muss keine Qualitätsfrage sein – es ist eher eine Folge der technischen Entwicklung. Relativ kleine Hausbraugeräte taugen heute zur professionellen Bierherstellung und werden in Gasthäusern eingesetzt. Biersteuerrechtlich müssen die sich als Brauerei anmelden, um in den Genuss der Steuererleichterungen des § 2 Absatz Biersteuergesetz zu kommen.

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