Die Deutschen trinken immer weniger Bier. Trotzdem gibt es wieder mehr Brauereien. Scheint so, als wandelten sich die Konsumenten von „Viel-und-Billig-Trinkern“ zu Genusstrinkern. Das wäre so erfreulich, dass man es in einem deutschen Blog eigentlich gar nicht schreiben darf. Allerdings zählt die Statistik nicht selbständige Brauereien, sondern Braustätten. Betreibt ein Brauereikonzern mehrere Braustätten, werden diese getrennt gezählt.

Der Zuwachs ist zwar bescheiden, aber immerhin. Während das Statistische Bundesamt heute (31.7.2012) meldete, dass im ersten Halbjahr 2012 der Bierabsatz um real 2,4 Prozent sank, ist die Zahl der Brauereien von 2007 bis 2011 um 35 angestiegen, das sind immerhin 2,7 Prozent. Vor allem die Großbrauereien brauten weniger. Bei einem von 2007 bis 2011 um 0,7 Prozent gesunkenen Ausstoß sank die Produktion der Braustätten mit mehr als 100.000 Hektoliter Gesamtjahresproduktion um 7,6 Prozent, darunter die derjenigen mit mehr als 1.000.000 Hektolitern sogar um 7,7 Prozent. Dagegen brauten die Kleinen mit weniger als 1.000 Hektolitern 4,2 Prozent mehr (wobei ein Zuwachs natürlich auch daher kommen kann, dass größere Brauereien Marktanteile verlieren und so zu Kleinbrauereien werden).

Absolute Zu- und Abnahme der Zahl der Brauereien im Jahr 2011 gegenüber 2010 (blau) und 2007 (grau). Quelle: Statistisches Bundesamt

Dagegen stieg die Zahl der Braustätten seit 2007 jährlich zumindest um eine, von 2010 auf 2011 um neun oder 0,7 Prozent. Zugenommen hat sie seit 2010 vor allem in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, nämlich um elf. Allerdings stagnierte die Brauereizahl dort vorher, seit 2007 erhöht sich die Zahl der Braustätten daher nur um zehn. Mehr sind es in Nordrhein-Westfalen, wo die Brauereizahl um 16 seit 2007 anstieg. Allerdings hat das Land auch die meisten Einwohner.

Gesunken ist die Zahl der Braustätten vor allem in Ostdeutschland. In allen ostdeutschen Regionen sank ihre Zahl sowohl gegenüber 2010 und mit Ausnahme Mecklenburg-Vorpommerns auch gegenüber 2007. Sonst sank die Zahl gegenüber 2007 nur in Hessen – wo es dafür von 2010 auf 2011 mit sieben den zweithöchsten Zuwachs gab. Gegenüber dem Vorjahre sank die Zahl außer im Osten nur in Niedersachsen/Bremen und Bayern.

Zahl der Brauereien nach Bundesländern. Quelle: Statistisches Bundesamt

Trotzdem bleibt Bayern das Land mit der höchsten Zahl an Brauereien. Selbst wenn man berücksichtigt, dass das Land die zweitmeisten Einwohner hat, ist ein Anteil von 47 Prozent an allen Braustätten noch beachtlich. Das Klischee vom biertrinkenden Bayern mit Lederhose vor Bergpanorama stimmt aber nur teilweise. Denn die meisten Brauereien liegen in Franken, vor allem in Oberfranken. Dort findet man auch Aufseß, dessen 1.500 Bürgern von vier Brauereien versorgt werden und das laut Guinness Buch der Rekorde die höchste Brauereidichte der Welt hat.

5 thoughts on “Weniger Bier, mehr Brauereien”

Comments are closed.