Zuerst einmal eine schlechte Nachricht: Wer der Meinung ist, der demographische Wandel sei für ihn kein Thema weil er privat vorsorgt, hat Pech gehabt. Auch hier gilt: die Jungen arbeiten für die Alten. Wenn die Versicherung Aktien verkauft um damit die Versicherten auszubezahlen muss die Papiere jemand kaufen und die Rückzahlung der Staatsanleihen muss über Steuern erwirtschaftet werden. Die gute Nachricht: ein bisschen Bevölkerungsrückgang ist verkraftbar und in unserem dicht besiedelten Land vielleicht gar nicht so schlecht. Nur zu viel sollte es nicht sein.

Wo sitzen die Leute, die unsere Rente retten? Wo gibt es noch Kinder? Die Vermutung liegt nahe, dass vor allem im Speckgürtel der wachsenden Städte viele Kinder leben, in Ostdeutschland und Baden-Baden dagegen nur wenige, denn ohne junge Erwachsene auch keine Kinder.

Anzahl der unter 18-Jährigen an der Gesamtbevölkerung. Quelle: Statistisches Bundesamt

Glücklicherweise müssen wir nicht philosophieren, sondern können in der Statistik nachsehen. Das Ergebnis ist erstaunlich. Denn ausgerechnet im ländlichen West-Niedersachsen und im ebenso ländlichen Westmünsterland leben prozentual die meisten Kinder und Jugendlichen, nämlich in Cloppenburg, Vechta und Borken (nicht zu verwechseln mit dem vor allem durch das Grubenunglück bekannten hessische Borken).

Sehr wenige Kinder gibt es dagegen – wie erwartet – in den ostdeutschen Städten Dessau, Suhl und Gera. Dort sind viele junge Menschen abgewandert, die Alten sind geblieben. Aber die kriegen keine Kinder mehr.

Wenn wir unseren Blick nur auf die unter 10-Jährig richten, haben wir mir Erding (statt Borken) auch endliche eine Speckgürtelgemeinde dabei. Am anderen Ende der Skala ersetzt die Stadt Würzburg das ostdeutsche Gera. Warum ausgerechnet das wirtschaftlich gut dastehende Würzburg ganz hinten liegt? Möglicherweise weil es dort viele Studenten gibt, die meist noch keine Kinder haben. Außerdem ist die Stadt längst über ihre politischen Grenzen hinaus gewachsen und hat kaum noch Platz für neue Baugebiete.

Anteil der unter 3-Jährigen an der Gesamtbevölkerung. Quelle: Statistisches Bundesamt

Viel hat sich also bei dieser Betrachtung nicht geändert. Doch wenn wir nur noch auf die unter 3-Jährigen blicken ist plötzlich alles anders.Nur Suhl bleibt uns erhalten. Mit der Südwestpfalz und Goslar stehen plötzlich zwei westdeutsche, ländlich geprägte Landkreise am Ende der Skala. Ganz vorne dafür mit Potsdam und Dresden zwei ostdeutsche Städte? Es folgt mit Offenbach ebenfalls eine Stadt. Eine Trendwende? Zieht es junge Familien plötzlich in die Stadt? Möglicherweise bekommen viele junge Menschen ihre ersten Kinder in der Stadt und ziehen dann doch in den Speckgürtel. Warten wir’s ab.

3 thoughts on “Wer sichert unsere Rente?”
  1. Vielleicht hängt der Bevölkerungsrückgang besonders in der früheren DDR mit der Arbeitsmarktsituation ab. Dort sind viele Menschen in den Westen gegangen, nach der Wende. Und im Westen ist es in manchen dicht besiedelten Städten so, dass es keinen Wohnraum gibt, der bezahlbar wäre. Was eine Abwanderung zur Folge hat. Nicht nur, dass es weniger Kinder gibt, auch die Arbeitsmarktsituation und vielleicht auch die Bezahlung der Arbeit hängt damit zusammen, dass eine Abwanderung entsteht. Auf die Frage, wer die Rente sichert, muss man schon sagen, dass die jüngeren für die älteren aufkommen.

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