„Jeder zweite Rentner bekommt weniger als Hartz IV“ – so titelte die BILD-Zeitung. Jede zweite Rente, so liest man da, ist niedriger als 700,00 Euro.
Die letzte Aussage stimmt – und ist für BILD-Verhältnisse sogar erstaunlich präzise. Tatsächlich beträgt jede zweite (gesetzliche) Rente weniger als 700,00 Euro. Aber wie passt das zu der Tatsache, dass Ältere deutlich unterdurchschnittlich von Armut betroffen sind?
Der erste Unterschied ist, dass die BILD-Zeitung Personen betrachtet, die Armutsstatistik dagegen Haushalte. Auch ich bekomme weniger als Hartz IV, weil meine Frau die Hauptverdienerin in der Familie ist. In vielen Rentnerhaushalten war es die Frau, die lange Zeit nicht im Beruf war und deshalb keine hohen Rentenansprüche erworben hat. Stellen wir uns einen Rentnerhaushalt vor, in dem der Mann 1.500,00 Euro Rente erhält, die Frau dagegen nur 500,00. Hier gilt: 50 Prozent der Renten liegen unter Hartz IV.
Die Aussage „Jeder zweite Rentner bekommt…“ ist außerdem falsch, denn natürlich sind hier alle Einkünfte neben der gesetzlichen Rente nicht enthalten.
Vor allem aber unterscheidet die Statistik nicht zwischen Rentnern, die von ihrer Rente leben müssen und solchen, die selbständig waren oder in anderen Versorgungseinrichtungen versichert sind. Ein Pensionär, der vor seiner Verbeamtung einige Jahre Angestellter war oder ein selbständiger Arzt, der einige Jahre am Krankenhaus gearbeitet hat, erhalten zwar nur eine geringe Rente von der Deutschen Rentenversicherung, aber trotzdem ein hohes Ruhegeld.
Wie gut geht es den Rentnern nun also? In puncto Vermögen sehr gut, beim Einkommen kommen über 65-Jährige auf 91 Prozent des Medians. Nicht berücksichtigt sind dabei allerdings eingesparte Mieten durch Wohneigentum und geringere Mieten sowie Vergünstigungen. Berücksichtigt man das dürften sie ähnlich viel oder sogar etwas mehr Einkommen haben als der Durchschnitt.
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Jaja, die Bild – immer wieder für veränderte Statistiken gut 😉 Und zumeist zuuuufällig in eine solche Richtung, die der Bundesregierung ganz gut entspricht.
Wär das nicht eine Idee für eine Statistik? Wie viele Pro-Regierungs- und Contra-Regierungsbeiträge seit 2009? Und der Einfluss dieser Beiträge auf Sonntagsfragen-Ergebnisse … Ach, ich seh schon: Das ist extreeem aufwändig 😉
Hallo David, das erklärt dann auch, weshalb ich einen pensionierten Arzt kenne, der Geld aus der gesetzlichen Rentenversicherung bekommt. Den hatte ich nämlich vor Augen, als ich das Beispiel „Arzt“ gewählt hatte.
@Fabian: Um korrekt zu sein: Jeder im Krankenhaus tätige Arzt hat die Möglichkeit in die Deutsche Rentenversicherung einzuzahlen. Aus der aktuellen Generation kenne ich keinen der es tut. Die Ärztin kann sich befreien lassen, wenn sie ins berufsständische Versorgungswerk einzahlt.
Es gibt jetzt eine Neuregelung : bei jedem Vertragsschluss muss dann die fortgesetzte Beitragszahlung ins Versorgungswerk beantragt werden. Früher alt die einmalige Erklärung lebenslang.
Besser, man liest sowas nur auf Bild.de. Da war der Artikel mit dem „Bild+“-Label gekennzeichnet.
„Bild+“ ist klasse. Damit wird klar unterschieden zwischen echten Nachrichten, die weiterhin dort kostenfrei sind, und den Quatsch, den sich Bild dazu ausdenkt und dafür dann noch via „Bild+“-Abo Geld sehen will. Alles mit dem „Bild+“-Label kann man sich also ruhig sparen.
Stimmt, bei BILD geht es um Gefühle. Deswegen sind die ja auch so erfolgreich. Und das Emotionale und Irrationale könnte einem streckenweise ja fast sympathisch sein, wenn es nicht so oft um Gefühle ginge, die uns Menschen nicht unbedingt auszeichnen: Angst vor dem oder den Fremden, Neid und Gier.
Als ich gestern beim Bäcker um die Ecke vorbeil gelaufen bin, habe ich mal wieder den Bildtitel gesehen, die Augen verdreht und mich gefragt, ob wohl ein Artikel darüber beim Bildblog verlinkt wird… Tadah! 😉
Das mag ja alles stimmen, aber bei BILD geht es um Gefühl und nicht um Ratio.
Danke für diese Klarstellung.
Wieder was dazu gelernt.
Nicht wichtig, aber wir wollen ja korrekt sein: auch der im KH arbeitende Arzt zahlt nicht in die Deutsche Rentenversicherung ein, sondern ins Berufsständische Versorgungswerk.
Gruß,
Fabian.